Die Medizinerquote bleibt - aber nicht für Zahnärzte

MEDIZIN-AUFNAHMETESTS IN WIEN
MEDIZIN-AUFNAHMETESTS IN WIENAPA/GEORG HOCHMUTH
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Damit können weiterhin 75 Prozent der Medizin-Anfängerplätze für Studenten mit österreichischen Maturazeugnis reserviert werden.

Die EU-Kommission hat laut Wissenschaftsministerium heute, Mittwoch, die Aufhebung des EU-Moratoriums gegen die Quotenregelung beim Medizinstudium bekannt gegeben. Damit können weiterhin 75 Prozent der Medizin-Anfängerplätze für Studenten mit österreichischen Maturazeugnis reserviert werden. Seitens der EU-Kommission wurde der APA bestätigt, dass eine Entscheidung in der Causa gefällt wurde.

Ausgehend von Daten der österreichischen Behörden habe die Kommission befunden, "dass das für das Medizinstudium geltende Quotensystem berechtigt und angemessen ist, um das öffentliche Gesundheitssystem in Österreich zu schützen, und daher beibehalten werden darf", teilte die Brüsseler Behörde mit. Die Kommission fordert Österreich jedoch auf, die Situation weiterhin genau zu überwachen und der Kommission alle fünf Jahre darüber Bericht zu erstatten, ob die Beschränkungen beibehalten werden sollten. Der neue Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) sieht dadurch "die Qualität und Versorgung unseres Gesundheitsstandortes nachhaltig sichergestellt", die Medizin-Unis hätten damit "endlich Rechtssicherheit".

Akzeptiert wird die Quotenregelung allerdings nur im Bereich Humanmedizin. Bei der Zahnmedizin ist das anders. Hier muss die Quote abgeschafft werden. Die Beschränkungen für das Zahnmedizinstudium seien "nicht gerechtfertigt, da kein Mangel an Zahnärzten prognostiziert ist", erklärte die Kommission. Das Vertragsverletzungsverfahren werde daher eingestellt mit der Vorgabe, dass die genannten Beschränkungen rechtzeitig zum Studienjahr 2019/2020 aufgehoben werden. Die Kommission behält sich außerdem das Recht vor, das Vertragsverletzungsverfahren weiterzuverfolgen, wenn die Beschränkungen bis dahin nicht beseitigt werden. Von den derzeit 1.620 Medizin-Studienplätze entfällt der überwiegende Teil auf die Humanmedizin, nur 144 Studienplätze sind für angehende Zahnmediziner reserviert.

75 Prozent der Plätze sind reserviert

Durch die 2006 eingeführte Quotenregelung sind 75 Prozent der Plätze für Human-und Zahnmedizin für österreichische Maturanten reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger. Sie wurde eingeführt, nachdem der EU-Gerichtshof die frühere Regelung aufgehoben hat, nach der nur jene in Österreich studieren durften, die in ihrer Heimat einen Studienplatz vorweisen konnten.

Die EU-Kommission bekämpfte das wegen Diskriminierung von EU-Bürgern. Bis Ende 2016 wurde ein Moratorium gewährt: Bis dahin musste Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist - etwa, weil Studenten aus Deutschland nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen. Anfang Oktober schickte Österreich einen rund 180 Seiten starken Bericht nach Brüssel, der diese drohende Entwicklung untermauern sollte.

Das Wissenschaftsministerium betonte am Mittwoch in seiner Aussendung, dass ohne Quotenregelung der Anteil der deutschen Studienanfänger im Jahr 2012 bei rund 50 Prozent gelegen wäre, von denen allerdings ca. 77 Prozent nach Abschluss des Studiums wieder in ihre Heimat zurückkehren. Somit wären rund 700 Medizin-Absolventen weniger in Österreich geblieben und in der Folge würden bis 2030 etwa 3500 Ärztestellen im Gesundheitssystem fehlen.

Mahrer fordert bessere Bedingungen

Mahrer verwies auf die in den vergangenen Jahren gesetzten Maßnahmen zur Attraktivierung des Medizinberufs in Österreich, etwa die Studienreform mit mehr Praxiserfahrung für die Studenten oder die Anhebung der Gehälter der Spitalsärzte. Es brauche aber zusätzlich verbesserte berufliche Rahmenbedingungen für Jungärzte. "Hier sind die künftigen Arbeitgeber und die einzelnen Standorte gefordert. Eine alleinige Aufstockung der Studierendenzahlen in Humanmedizin kann jedenfalls nicht die einzige Lösung sein, wenn offensichtlich ist, dass die Absolventen aus beruflichen Gründen wegziehen", so Mahrer.

Erst kürzlich hatten Zahlen von Statistik Austria gezeigt, dass 84 Prozent der Deutschen, die in Österreich Medizin studiert hatten, in den ersten drei Jahren nach dem Abschluss das Land verlassen haben. Auch der Großteil der Medizin-Absolventen aus anderen EU-Ländern (69 Prozent) und aus Drittstaaten (60 Prozent) ging demnach innerhalb von drei Jahren nach Abschluss ins Ausland.

(APA)

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