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"Hallo Freunde": Aufwachen mit Rudi Klausnitzer

Rudi Klausnitzer
Rudi KlausnitzerORF
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Serie Der erste, der um sechs Uhr morgens gute Laune versprühte.

Dass Heranwachsende frühmorgens der Schonung bedürfen, ist klar erwiesen. Dass die Schule bereits um acht Uhr loslegt, eine Zumutung für den biologischen Rhythmus. Wenn man dann noch als Landkind auf dem Weg zum Gymnasium einen Bus um sieben Uhr erwischen musste, daher der Wecker um sechs Uhr läutete, liegt der Verdacht eines schwerwiegenden Dauerschadens auf der Hand. Und dennoch gab es eine Zeit, wo man das Ungeheuerliche in Kauf nahm: Das war, als Rudi Klausnitzer Punkt 6 Uhr morgens begann, uns mit „Hallo Freunde“ zu begrüßen und über Ö 3 gute Laune versprühte.

Die Sendung hieß Ö3-Wecker, startete am 1. September 1968, Klausnitzer war damals 20 Jahre alt, also nur wenige Jährchen älter als wir Zwangs-Frühaufsteher, hatte eine angenehm-lockere Stimme und spielte tolle, moderne Musik. Da saß einer so wie du und ich, so vermittelte er es zumindest, mutterseelenallein in einem Studio vor einem Mikrofon, und zeigte gute Laune. Das war also auch eine Möglichkeit, den Tag zu beginnen. Eine neue Erfahrung.

„Tanzmusik auf Bestellung“ hieß die Sendung, die er zuvor moderiert hatte. Die nächste „Musik à la carte“, und jetzt war er also der Wecker der Nation. Seine locker-ungezwungene Art, mit seinen Zuhörern den Tag zu beginnen, war revolutionär. „Haut‘s den ausse!“, soll der „Tiger“ an der ORF-Spitze, Gerd Bacher, gepfaucht haben, als er das Bürschchen zum ersten Mal moderieren hörte. Doch wir waren im Jahr 1968, da soll es ja begonnen haben, bei den Autoritäten zu bröckeln. Außerdem hatte Bacher durch seine Rundfunkreform ja überhaupt den Anstoß zum Sender Ö 3 gegeben.

Klausnitzer moderierte jedenfalls weiter. Bacher neigte als Chef zu Adrenalinstößen, doch wenn er die Qualitäten eines Mitarbeiters durchschaut hatte, machte er auch Kehrtwendungen: Rudi (keiner sagte je Rudolf) machte noch große Karriere, auch unter Bacher,  als sein persönlicher Referent. Jahrzehnte später – da hatte ich die Laufbahn Rudi Klausnitzers schon längst aus dem Blickfeld verloren – hörte ich ein Interview mit ihm. Und da war sie wieder: Die Stimme, unverändert wie damals, als er mir das Aufstehen erleichterte.

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