ORF: Direktionen müssen 77 Millionen Euro sparen

Alexander Wrabetz
Alexander Wrabetz(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Der ORF steuert eine schwarze Null an. Die meisten Einsparungen gibt es beim Programm. Ein Sonderbudget ist für Fußball-WM und eine Event-Show vorgesehen, das RSO ist im Finanzplan eingeplant.

Der ORF muss drastisch sparen. Am Sonntag verschickte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz an seine Stiftungsräte den Finanzplan für das kommende Jahr. Demnach wird die Werbung um 12,2 Mio. Euro zurückgehen. Laut Vorschau 2009 betragen die Werbeeinnahmen heuer 220,4 Millionen Euro, im kommenden Jahr sollen es nur mehr 208,2 Millionen Euro sein.

Den Vorgaben des Stiftungsrats entsprechend sollen im Bereich der sechs ORF-Direktionen (Informationsdirektion, Programmdirektion, Hörfunkdirektion, Kaufmännische Direktion, Technische Direktion, Onlinedirektion) in Summe 77 Millionen Euro eingespart werden. 53,3 Millionen Euro entfallen aus Einsparungen beim Personalaufwand. Mit solchen Maßnahmen will der ORF im nächsten Jahr ein knapp positives Konzern-Ergebnis (EGT) von 0,1 Millionen Euro erzielen.

Weniger Geld für Eigenproduktionen

Den Fernsehdirektionen Information und Programm stehen im kommenden Jahr mit 424 Millionen Euro 15,5 Millionen Euro weniger zur Verfügung als heuer.

Das Gesamtkostenbudget der Informationsdirektion beläuft sich auf 152,9 Millionen Euro, das sind rund zwei Millionen Euro mehr als 2009 vorgesehen wurden. Die Erhöhung ergibt sich vor allem aus den Großproduktionen im Sport. Für die Olympischen Spiele in Vancouver, die Fußball-WM in Südafrika oder die Handball-EM in Wien wird ein Sonderbudget in der Höhe von mehr als 23 Millionen Euro eingeplant.

Die Programmdirektion muss ihr Budget um 12 Millionen Euro kürzen, von 187,6 auf 175,6 Millionen Euro. Der Großteil der Einsparungen geht auf das Konto des Bereichs Familie und Unterhaltung, wo durch Streichungen, Neuverhandlungen und Kürzungen von Sendungen 5,1 Millionen Euro eingespart werden sollen. So wird etwa das Format "Schöner Leben" aus dem Programm gestrichen, wie ORF-Kommunikationschef Pius Strobl bestätigte.

Die Finanzmittel für den Bereich Film und Serien sinken um 3,9 Millionen Euro - von 61 auf 57,1 Millionen Euro. Trotz Spardruck dürfte es 2010 aber wieder eine sogenannte Event-Show geben, für die ein Sonderbudget von 5,5 Millionen Euro vorgesehen ist. Kürzungen sind bei Eigen- und Koproduktionen geplant.

Weniger für Sport, RSO im Finanzplan

Einsparungen gibt es beim aktuellen Dienst, der 3,6 Millionen Euro weniger ausgeben darf, sowie bei den Magazinen, die 4,5 Millionen Euro einsparen müssen. Das Budget für den Spartenkanal Sport Plus wird von 5,6 auf 4,1 Millionen Euro reduziert.

Der Hörfunkdirektion stehen im nächsten Jahr mit 98,6 Millionen Euro 6,7 Mio. weniger zur Verfügung als 2009. Weiter im Finanzplan vorgesehen ist mit 8,7 Millionen Euro das Radio-Symphonieorchester (RSO).

Zinggl-Nachfolger gesucht

Die Werbeeinnahmen dürften im kommenden Jahr um 12,2 Mio. Euro auf 208,2 Mio. Euro zurückgehen. Im Fernsehen rechnet die ORF-Geschäftsführung mit 136,2 Mio. Euro und im Hörfunk mit 72 Mio. Euro Einnahmen. Entscheidend für die Werbeentwicklung dürfte wohl auch die Nachbesetzung des scheidenden Enterprise-Chefs Walter Zinggl sein. Die Ausschreibung für die Geschäftsführung der ORF-Vermarktungstochter ist bereits am Samstag in der "Wiener Zeitung" erschienen - die Ausschreibungsfrist läuft bis zum 14. Dezember.

Als möglicher Kandidat gilt Franz Prenner: Der langjährige Leiter der ORF-Werbetochter Enterprise und zuletzt Mediaprint-Manager für die "Kronen Zeitung" kehrt in den öffentlich-rechtlichen Sender zurück, hieß es am Montag aus dem ORF. Er wird ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in Werbeangelegenheiten beraten.

(APA/Red.)

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