Die gewaltigen Ambitionen Pekings gehen auch Europa an. Als Partner. Die Banken sind schon dick im Geschäft.
Als in Peking am vergangenen Wochenende die Zukunft der Welt geplant wurde, blieb ein Sessel leider leer. Das offizielle Österreich musste kurzfristig absagen. Infrastrukturminister Jörg Leichtfried war in Wien unabkömmlich. Wahlkampf. TV-Auftritt. Sie verstehen. Freilich: Österreich war nicht das einzige westliche Land, das durch Abwesenheit glänzte. Pekings Projekt einer neuen Seidenstraße legt die geopolitischen Bruchlinien auf der Welt offen. Washington beäugt dieses billionenschwere Kernstück der chinesischen Politik sehr kritisch. Aber das Fernbleiben westeuropäischer Spitzenpolitiker lenkt bloß ab von der Realität. Denn die Seidenstraße ist genauso ein europäisches Projekt wie ein chinesisches. Unsere Banken stecken schon jetzt tief drin. Geld fließt immer dorthin, wo es Chancen gibt. Und die Chancen beim Ausbau des Handels auf der eurasischen Landmasse sind gigantisch groß. Aber auch die Risken sind nicht zu verachten.
Worum es geht? China will seine eigenen globalen Ansprüche in konkrete Form gießen. Die Seidenstraße ist das größte Infrastrukturprojekt aller Zeiten. Mit Tausenden Straßen, Hunderten Häfen, Flugplätzen, Bahnlinien – und den dazu notwendigen Finanzgeschäften will Peking seine eigene Variante der Globalisierung entwickeln. Chinas Präsident, Xi Jinping, hat das Projekt zum Herzstück seiner Politik erklärt. 60 Länder sollen daran beteiligt werden. Xi nennt es in typisch chinesischer Propagandasprache: „Ökonomische Globalisierung, die offen, einschließend, balanciert und positiv für alle Beteiligten ist.“