Thiems Hochschaubahn der Gefühle

Dominic Thiem
Dominic Thiem(c) APA/AFP/TIZIANA FABI
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Dominic Thiem siegte gegen Rafael Nadal, war gegen Novak Djoković jedoch heillos verloren - vor den French Open will der ÖTV-Star vorrangig neue Energie tanken.

Rom. Man könnte es als Hochschaubahn der Gefühle beschreiben, was Dominic Thiem beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom durchlebt hat. Einer sensationellen Leistung im Viertelfinale gegen Rafael Nadal (6:4, 6:3) folgte im Halbfinale gegen den Weltranglisten-Zweiten Novak Djoković eine in dieser Form kaum für möglich gehaltene 1:6/0:6-Abfuhr. Doch wer einen am Boden zerstörten Thiem erwartet hat, wurde ein weiteres Mal überrascht.

Der 23-jährige Niederösterreicher hakte das Aus einfach ab. Schon im nervenaufreibenden Match gegen Sam Querrey im Achtelfinale, als Thiem sich nach Abwehr von drei Matchbällen das Duell mit Nadal sicherte, habe er gespürt, dass seine „Reserven zur Neige gehen“. Darum kam für den Weltranglisten-Siebenten seine Glanzleistung gegen Nadal derart überraschend. Gegen Djoković war keine Kraft mehr übrig. „Wenn das gegen ihn passiert, ist das Ergebnis die logische Folge davon.“

Sehr viel Weltklassetennis in sehr kurzer Zeit. Die Müdigkeit, körperlich und vor allem mental, könne da schon passieren, und das ist auch nicht das erste Mal für ihn gewesen. Djoković war nach dem Finaleinzug in Rom erleichtert und glücklich wie lange nicht. „Ja, das war zweifellos meine beste Leistung in diesem Jahr und sogar länger darüber hinaus. Ich habe jede Minute auf dem Platz genossen, es war ein perfektes Match“, sagte der Serbe, der nun trotz einer aus seiner Sicht bisher mageren Saison für die French Open wieder echter Titelanwärter werden kann.

„Djoković ist immer Favorit“

„Ich glaube, dass Djoković immer ein Favorit ist. Natürlich hat er jetzt für seine Verhältnisse nicht so gut gespielt in dieser Saison, aber trotzdem hat er immer noch ein Halbfinale in Madrid, hier das Finale, ein Viertelfinale in Monte Carlo. Ich glaube, dass er bei jedem Grand Slam ein Favorit ist“, erklärte Thiem.

Das Spiel des Weltranglisten-Zweiten liegt dem achtfachen Turniersieger allerdings überhaupt nicht, doch er und sein Team werden wieder die Lehren aus der Niederlage ziehen. Ähnlich wie auch gegen Nadal, als Thiem mit neuer Taktik im dritten Match innerhalb von drei Wochen den spanischen Superstar nach 17:0-Siegen auf Sand gestoppt hatte.

Thiem flog gestern nach Hause, nimmt heute Sponsortermine wahr und will danach zwei Tage abschalten. „Es geht eh schnell. Ich werde ein paar Sachen unternehmen, die nichts mit Tennis zu tun haben. Ich habe genug gesehen vom Tennis die letzten Wochen, aber dann passt das eh sofort wieder“, erklärte der erste Rom-Halbfinalist seit Thomas Muster 1996. Für seine erst vierten French Open darf man einiges vom Halbfinalisten des Vorjahres erwarten. „Natürlich bin ich schon richtig griffig und motiviert für Paris. Ich muss bis dahin nur schauen, dass ich wieder voll frisch bin.“ (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2017)

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