Fasziniert verfolgen wir die listigen Machtspiele erfolgreicher Politiker. Aber was sagt die politische Philosophie dazu? Ein kleiner Ausflug zu Machiavelli, Max Weber, der Systemtheorie von Luhmann – und zurück zur Demokratie.
In diesen Tagen geschehen wundersame Dinge: Politik gilt plötzlich wieder als spannend. Oh nein, nicht ihrer Inhalte wegen, sondern dank ihrer Protagonisten an der Spitze. Atemlos verfolgen wir, wenn Senkrechtstarter wie Sebastian Kurz oder Emmanuel Macron die Macht an sich reißen, als Parteiführer oder Präsident. Wie sie raffiniert taktieren, Verbündete fallen lassen und Versprechen brechen, um ihre Position zu stärken. Wie Theresa May als neue Eiserne Lady die Briten auf einen knallharten Brexit einschwört. Und wie Angela Merkel zu alter Größe zurückfindet: Die deutsche Kanzlerin, deren Karriereweg die Leichen parteiinterner Konkurrenten pflastern, wies ihren Herausforderer Schulz durch souveränes Aussitzen in die Schranken – und erntet dafür ehrfürchtigen Applaus.
Das lässt sich rational deuten: als Erleichterung darüber, dass es noch gemäßigte „Persönlichkeiten“ und „Talente“ gibt, die den autoritär angehauchten Machtmenschen im Lager der Populisten Paroli bieten, ob nun explizit abgrenzend wie Macron oder inhaltlich angelehnt wie Kurz. Aber es steckt auch ein irrationaler Rest dahinter: die pure Faszination der Siegertypen, die in einer eigenen Sphäre agieren, ohne das strenge Korsett unserer Alltagsmoral.