Nächste Runde in der Diskussion um die Häupl-Nachfolge.
Michael Ludwig sei derzeit „kein einender Kandidat“. Diese Aussage von Sozialstadträtin Sandra Frauenberger in einem „Standard“-Interview platzte mitten in das, was in der Wiener SPÖ unter Waffenstillstand läuft. Dass nämlich die, oberflächlich gesprochen, beiden Flügel der Partei sich in der Frage um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl zurückhalten. Der Wohnbaustadtrat, vom rechten Flügel favorisiert, soll sich jedenfalls ziemlich darüber geärgert haben. Dass Frauenberger, eine Vertreterin des linken Flügels, sich da medial gegen ihn ausspricht.
In ihrem Büro betont man, dass es nicht darum gegangen sei, jemanden anzugreifen. Es sei nur um die Frage gegangen, ob Ludwig ein Kandidat sein kann, hinter dem die ganze Partei steht. Und angesichts des Wahlergebnisses beim Parteitag, wo er nur 67,8 Prozent der Stimmen bekam, sei er das derzeit eben nicht. Die Frage, ob er für das Amt geeignet sei, sei bei dem Interview aber gar nicht gefallen.
„Diese Abqualifizierungen in der Öffentlichkeit sind kontraproduktiv“, sagt Harald Troch zur „Presse“. Der Simmeringer Nationalratsabgeordnete und einer der engagiertesten Vorkämpfer für Ludwig hält auch den Vorwurf eines schlechten Wahlergebnisses an Ludwig für falsch. „Gemessen an den Umständen, dass eine Gruppe gegen ihn mobilisiert hat, ist das ein gutes Ergebnis.“ Und Ludwig sei mit seiner Erfahrung, Qualifikation und Volksnähe sehr wohl ein Kandidat, der die Partei einen könne.
Ob Frauenberger sich mit dem kleinen Angriff auf Michael Ludwig selbst in Stellung gebracht haben könnte? „Ich bin mit meiner Position sehr zufrieden“, antwortete sie im Interview. Eine Floskel, die man in einem solchen Moment wohl sagen muss, ob man nun Ambitionen hat oder nicht. Klar ist aber, dass der linke Flügel gut mit ihr könnte. Sie wird, so wie auch Tanja Wehsely, zumindest öfter als Kandidatin genannt. Eine Frau wäre auch in der SPÖ-Logik ein starkes Gegengewicht bei einer FPÖ-Regierungsbeteiligung im Bund. Dass die genannten einende Kandidaten sind, wird man im rechten Flügel allerdings eher nicht so sehen.
Ob nun beabsichtigt oder nicht, das Frauenberger-Lager hat mit dem jüngsten Vorstoß die Variante eines Kompromisskandidaten wieder verstärkt ins Spiel gebracht. Also jemand, der es schafft, beide Lager zu vereinen, damit die Partei nicht zerbröselt. Und mit dem kleinen Schuss gegen Ludwig hat man im Waffenstillstand jedenfalls eine Duftmarke gesetzt. Damit der Wohnbaustadtrat eben genau diese Rolle des Kandidaten, der die Partei zusammenhalten kann, jedenfalls nicht für sich beanspruchen kann.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2017)