Frustriert von Trumps Auftritt bei Nato und G7 rief die wahlkämpfende deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, Europa auf, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Wo die EU von Amerika abhängig ist.
Washington. Mit ihrem Aufruf, angesichts der Haltung von US-Präsident Donald Trump müsse Europa sein Schicksal in die eigene Hand nehmen, sprach Angela Merkel die tief greifenden Differenzen im transatlantischen Verhältnis offen an. Wenige Monate vor der Bundestagswahl profiliert sich die Kanzlerin damit als Chefin eines Kontinents, der sich von dem ungeliebten US-Präsidenten abgrenzt. Doch in der Sicherheitspolitik ist Europa stark von den USA abhängig.
Auslöser des Streits zwischen Trump und den Europäern ist die Forderung, die Nato-Staaten müssten mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung stecken. Außer den USA erfüllen bisher nur Großbritannien, Griechenland, Estland und Polen diese Bedingung. Die USA geben 3,6 Prozent ihres BIPs für die Rüstung aus; allerdings hat die Weltmacht Amerika anders als die meisten anderen Nato-Mitglieder globale Interessen, die eine starke Militärpräsenz auch in Ostasien oder im Pazifik erfordern. Amerika hat mehr Flugzeugträger als der Rest der Welt zusammen.