Bosch-Österreich-Chef fordert den 12-Stunden-Tag

Peter Fouquet
Peter FouquetRobert Bosch AG/APA-Fotoservice/
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Peter Fouquet zeigt sich überzeugt davon, dass Beschäftigungsbonus und Arbeitszeitflexibilisierung die Wettbewerbsfähigkeit des Österreich-Standortes stärken würden.

Bosch-Österreich-Chef Klaus Peter Fouquet hat sich für eine Arbeitszeitflexibilisierung samt der Möglichkeit von 12-Stunden-Tagen und einen Beschäftigungsbonus ausgesprochen. Den bürokratische Aufwand rund um das Lohn- und Sozialdumpinggesetz kritisierte er am Dienstag hingegen, dieser verhindere die Zusammenarbeit. Ein Dieselverbot hätte Auswirkungen auf den Technologiekonzern.

Aufgrund der Regierungskrise ist die Umsetzung einiger geplanter Arbeitsmarkt-Maßnahmen derzeit fraglich. So spießt es sich gerade beim Beschäftigungsbonus, bei dem Betriebe Erleichterungen bei den Lohnnebenkosten erhalten sollen, wenn sie zusätzlich bestimmte Beschäftigte einstellen. Fouquet hofft, dass der Bonus bald kommt, da er die Wettbewerbsfähigkeit des Österreich-Standortes stärken würde, sagte er beim Jahrespressegespräch der Bosch-Österreich-Gruppe in Wien.

Auch bei der Arbeitszeitflexibilisierung, die von den Sozialpartnern ausverhandelt werden soll, wünscht sich Fouquet eine baldige Einigung. "Wir werden mit volatilen Geschäftsverläufen zu rechnen haben", sagte der Chef der Robert Bosch AG. Dazu gehörten auch 12-Stunden-Arbeitstage - nicht regelmäßig, aber für bestimmte Einsätze in den Fabriken, wie er betonte.

Kritik an Lohn- und Sozialdumpinggesetz

Weniger Freude hat der Bosch-Boss hingegen mit dem Lohn- und Sozialdumpinggesetz. Der bürokratische Aufwand sei enorm, sodass Bosch-Mitarbeiter, die früher aus Indien zu Schulungszwecken nach Österreich gekommen seien, nun nicht mehr bzw. in sehr reduziertem Ausmaß kämen. Das Gesetz verhindere hier die Zusammenarbeit. Mehrmonatige Projekte innerhalb eines Unternehmens sollten deshalb ausgenommen werden.

Im abgelaufenen Jahr erzielte Bosch in Österreich mit seinen fast 2.900 Beschäftigten einen Umsatz von 1,163 Milliarden Euro und damit annähernd so viel wie im Jahr 2015 (1,146 Mrd. Euro). Weltweit machte der deutsche Technologiekonzern 2016 rund 73 Mrd. Euro Umsatz, den meisten davon im Bereich Mobilität als Automobilzulieferer. Im Zuge des VW-Dieselskandals ist auch Bosch unter Druck geraten. Das Unternehmen ist stark von dieser Technik abhängig, ein Diesel-Fahrverbot, wie es in zahlreichen Städten angedacht ist, wäre daher fatal.

"Ach Österreich ist ein Dieselland"

"Die Auswirkungen auf Bosch wären da. Auch Österreich ist ein Dieselland", räumte Fouquet auf Nachfrage ein. Bosch spüre einen Rückgang beim Absatz von Dieselkomponenten. Fouquet glaubt aber nicht, dass Diesel seine tragend Rolle verlieren wird.

Nicht betroffen ist Bosch in Österreich hingegen von den Lieferproblemen bei einem Bauteil für BMW. In Deutschland sorgt der Autozulieferer gerade für massive Produktionsausfälle bei BMW in München, Leipzig und China. Das fehlende Lenkungsteil werde aber nicht von Österreich aus geliefert, so Fouquet. Laut dpa teilte Bosch gestern in Stuttgart mit, das Unternehmen beziehe ein wesentliches Bauteil für die Lenkung von einem Zulieferer in Italien. "Bei diesem Zulieferer kommt es derzeit zu Lieferproblemen. Bosch arbeitet mit Hochdruck gemeinsam mit BMW und unserem Zulieferer daran, um die Lieferengpässe schnellstmöglich zu beenden und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten."

(APA)

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