Campieren in Kroatien: Die Maximierung der Komfortzonen

Campingplatz Lanterna
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Ein Campingplatz funktioniert wie eine Stadt. Auch hier differenzieren sich die Immobilien aus. Zwei Beispiele aus Kroatien.

Masterbedroom, Kinderzimmer, Wohnküche, zwei Bäder, Flatscreen, Backrohr, Terrasse, alles nicht bloß praktisch, alles auch nicht hässlich, sondern richtig hübsch designt: Nein, dieses Objekt ist keine Ferienimmobilie von hausartigen Ausmaßen, allein stehend in ungeteiltem Idyll. Dieser mobile Holzbungalow mit seinen 34 Quadratmetern steht im mediterranen Wald am Hügel, einem neuen Areal, das sich seines Dekors wegen Marina Village nennt. Überschattet wird die neue Siedlung von hohen alten Bäumen, was in der langen Vor- und Nachsaison angenehm herunterkühlt, in der Hochsaison zumindest etwas weniger stark aufheizt. Andernfalls gäbe es in dem Mobilheim auch eine Heizung respektive Aircondition.

Reservierter Blick

Ein bisschen wie eine englische Gartenstadt oder ein österreichisches Angerdorf werden die Siedlungen von Camping Adriatic, einer Marke des großen kroatischen Touristikers Valamar, neuerdings angelegt. So auch am Standort Lanterna bei Poreč an der Westküste Istriens. Das heißt: Nicht alle Mobilheime oder Bungalows werden akkurat in Reih und Glied aufgestellt, nicht jedes Fertigteilobjekt schnurgerade erschlossen, sondern zwischen Plätzen und ungeraden Wegen angelegt, deren Zwickel Pflanzenarrangements und Sitzbänke auffüllen. Die Kinder, die hier auf den Spielgeräten herumturnen könnten, hätte man von der Terrasse aus im Blick. Dass das WLAN gut funktioniert, verleitet dazu, zwischen Liege, Griller und Wäscheleine den Laptop aufzuschlagen, Mails zu checken, zu beantworten. Das tut der Nachbar zehn versetzte Häuschen weiter vermutlich auch, aber so genau will man nicht hinschauen.

Es braucht den reservierten Blick für Distanz an einem Ort, wo alle ziemlich nah nebeneinander urlauben (hier in Lanterna sind es an die 11.000 Gäste). Jedenfalls kann es oben zwischen den Bäumen richtig ruhig werden – weil die meisten unten beim Wasser liegen, die Kinder im Aquapark herumspringen, die Großen sich über diverse Gastronomie verstreuen, der eine bei der Massage oder der andere beim Friseur abhängt, der Dritte wiederum sich zu einem Tagesausflug quer durch Istrien aufrafft. So selbstverständlich ist das nicht, ungeachtet der traumschönen Landschaft. Denn eigentlich muss der Campinggast nur für den Großeinkauf aus dem stadtähnlich funktionierenden Areal hinaus, doch selbst der Supermarkt befindet sich in Gehdistanz zum Einfahrtstor. Und für Veranstaltungen, Stichwort Oktoberfest, kann er gleich auf dem Campingplatz bleiben.

Camping Adriatic auf Krk
Camping Adriatic auf Krk Beigestellt

Mikrobauten in Serie

Auf 82 Hektar kann man lang marschieren, radeln oder joggen, ohne zweimal irgendwo vorbeizukommen. Oder doch? Wie jetzt? Denn in älteren Sektoren reihen sich serienweise Mikrobauten unterschiedlicher Generationen, manche Objekte von der Campingsektion von Valamar direkt vermietet, manche über Lizenznehmer. Folgen Karrees für Wohnwagen und Caravans mit assoziierten Zeltverbauten. Dazwischen konzentrieren sich kleine Zentren aus Restaurant, Bäcker, Bar und Gastgarten. Spätestens wenn der Gast am 1. Oktober nach Hause unterwegs ist, wird für das nächste Jahr gearbeitet, kein Winter verstreicht ohne Ausbesserungen, Ausbau, Abriss, Neubau, Putzen, Stutzen, Schneiden, Neu-Auspflanzen. Oder ein neues Gebäude zu errichten, in dem die Wandöffnungen genau so ausgerichtet sind, dass Camper beim Geschirrwaschen der Sonne beim Versinken in der Adria zuschauen können. Der Lebenszyklus von Objekten auf dem Campingplatz und in der salzigen Luft ist kurz, also wird laufend ersetzt. Im Sommer sind in so einer Riesenanlage an die 500 Leute beschäftigt.

Immer geht es um die Maximierung der Quadratmeter, die Maximierung von Leistung und Ausstattung – vor allem für den immer anspruchsvolleren Gast. Mit einem simplen Kuppelzelt und einer Kühltasche scheint sich kein Camper mehr in die Auslage stellen zu wollen. Camping Adriatic bietet Stellplätze in allen Schattierungen, es beginnt bei standardmäßigen 80 Quadratmetern und endet bei Mega-Luxury, sprich 200 Quadratmetern direkt am Strand. Aber die Tendenz geht schon in Richtung Ausweitung der Komfortzone. Und es gibt auch Flächenreserven in dem gewachsenen Areal auf dieser halben Halbinsel. Das Camping Lanterna besetzt quasi eineinhalb Buchten (Uvala Valeta) und den Abschnitt von Tarska Vala – ergibt in Summe einen Strandsaum von 3,5 Kilometern mit ansteigendem L-förmigen Hinterland. Angelegt wurde der Campingplatz 1971, als die erste Welle des sozialistischen Massentourismus über Jugoslawien hereinbrach.

Trattoria Lanterna
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Exklusive fixe Zelte

Am äußersten Rand, in Richtung Novigrad, brach man bereits sehr früh Steine aus der felsigen Küste. Den schmalen Streifen am Fuß der Steilwände (Kletterwände) nutzt Camping Adriatic als Testfeld für eine an der Adria neue Quartierkategorie. 14 große Glampingzelte wurden in den vergangenen zwei Jahren hier aufgebaut. Damit ist der Hype um das Glamping alias glamouröses Campen (siehe auch Artikel rechts) beim institutionalisierten Anbieter angekommen. Drinnen sind die großen, fix auf einem Fundament verankerten Zelte ähnlich komfortabel ausgestattet wie die neuen Mobilheime – vom Badezimmer bis zum E-Herd. Aber es geht dem Nutzer ja um das Formale, das Safariartige, die Atmosphäre, wenn der Wind über die Planen streicht, und den Charme von Deckchairs mit dem unverstellten Blick aufs Meer. Den Glam-Faktor erhöht natürlich, dass die Glamper exklusiven Zugang zu einem Pool haben und man dadurch unter sich bleiben könnte. Insgesamt wirkt das Setting großzügig, stimmig im Anspruch, etwas Besonderes zu sein.

Nobel und nachhaltig

Das andere Glamping-Abenteuer, das Valamar auf der Insel Krk gestartet hat, vermittelt atmosphärisch anderes: Auf dem kleinen Fünf-Sterne-Campingplatz hat man das erste Glampingzelt justament so platziert, dass viele Gäste daran vorbeikommen. Schön für die Bewohner von Anhänger oder Mobilheim, damit sie sich ein Bild von der schicken Alternative machen können. Aber der Glamper hätte vielleicht mehr Outdoor-Umfeld verdient als der Bewohner eines Häuschens mit vier dämmenden Wänden. Zumal es ganz tolle Plätze auf dem Fünf-Sterne-Areal gibt. Beispielsweise dort, wo sich die neuen noblen Mobilheime am Hügel befinden: Dieses Bella Vista Premium Village erfüllt die angekündigte Traumaussicht über das offene Meer und vermittelt viel Privatheit: Vorhänge und versetzte Anordnung schaffen Abgrenzung auf dem Areal, das verdichteter erscheint als manche größere Standorte.

Heißt aber nicht, dass das zulasten des Gastes geht, der hier eine eigene Rezeption, einen separaten Parkplatz, Bike-Storages, einen eigenen Poolbereich vorfindet und einen Concierge für seine Wünsche beauftragen kann. Und den Hund mitnehmen darf er auch.
Auch hier auf Krk läuft man schnell Gefahr, sich nicht allzu weit auf der großen Kvarner-Insel herumzubewegen – eher nur lokal: von der großen Terrasse zur lässigen Strandbar, vom Stand-up-Paddling zur Outdoorwellnessbehandlung, vom Sprung ins türkise Wasser bis zum Fünf-Minuten-Marsch zur neu gestalteten Piazza. Die nächste Herausforderung für das Mitglied der Leading Campings of Europe liegt daher vermutlich weniger in der Maximierung des Komforts, vielmehr in der weiteren Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts: Car-free-Zone und E-Bikes gibt es, Brauchwasser wird bereits aufbereitet, Strom aus Solarpaneelen bezogen. Und der Camper trennt brav jeden Müll.

An der oberen Adria

Campieren in Kroatien hat eine lange Tradition. Vor etlichen Jahrzehnten wurden große Naturareale zu Campingplätzen verwandelt. Manche wurden stark ausgebaut und adaptiert, unter anderem von dem kroatischen Tourismusunternehmen Valamar Riviera, das 43 touristische Anlagen an der Adria betreibt (u. a. Hotels und Resorts). www.valamar.com

Der Platz von Camping Adriatic auf Krk wurde in den vergangenen Jahren zu einem Fünf-Sterne-Campingplatz aus- und umgebaut und ist Mitglied bei Leading Campings of Europe (www.leadingcampings.com). Neu auf dem Areal auf Krk sind seit 2016 etwa die
Premiumferienhäuser, von 18 bis 38 Quadratmeter groß, mit bis zu drei getrennten Schlafzimmern, eigenem
Bad und Küche. Besonderheit: der kleine Wellnessbereich und Open-Air-Spa-Behandlungen, viele Sportmöglichkeiten, umfassendes Nachhaltigkeitskonzept.

Campingplatz Lanterna, sehr großes Vier-Sterne-Areal unweit von Poreč an der Westküste Istriens. Mehrere neue Glampingzelte, langer Sandstrand und großer Wasserpark, zahlreiche Restaurants und Bars, Kinderklubs, Spielplätze, viele Tages- und Abendaktivitäten. Der Platz auf der idyllischen Halbinsel ist ebenfalls Mitglied bei Leading Campings of Europe, auch Träger des Greenovation Award. www.camping-adriatic.com

Kroatien-Info:http://www.croatia.hr/de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.5.2017)

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