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Österreich ist bei Studenten nicht die erste Wahl - aber bei Eltern beliebt

Clemens Fabry
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7000 Studierende aus ganz Europa sind derzeit in Österreich. Damit liegt Österreich im Beliebtheitsranking im Mittelfeld. Die meisten Austauschstudenten wollen nach Spanien.

Heimische Studierende lassen Österreich gern hinter sich. Insgesamt sind derzeit 7000 Studierende mit Erasmus im Ausland. Fast genauso viele Studierende kommen aber auch gern hierher. Damit zählt Österreich zu den wenigen Ländern, in denen sich Outgoings (jene Studierende, die das Land verlassen) und Incomings (jene Studierende, die nach Österreich kommen) die Waage halten, wie Stefan Zotti, der Geschäftsführer der Österreichischen Austauschdienst-Gesellschaft (OeAD), berichtet.

Das Beliebtheitsranking der Erasmus-Länder führt Spanien an. 42.537 Studierende pilgerten im Studienjahr 2014/15 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) dort hin (siehe Grafik). Dabei dürften wohl auch das Wetter und die Strände eine Rolle spielen. Mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien zählen – wenig überraschend – bevölkerungsreiche Länder zu den beliebteren. In den meisten dieser Länder ist das Verhältnis zwischen Outgoing- und Incoming-Studierenden nicht ausgewogen. Nach Großbritannien wollen fast doppelt so viele Studierende, wie Briten weggehen.

„Touristisch nicht uninteressant“

Österreich nimmt im Beliebtheitsranking Platz 15 von 33 Staaten ein. „Wenn man mit Erasmus-Studenten spricht, dann bemerkt man, dass Österreich einen guten Ruf hat“, sagt Zotti. Dennoch sei Österreich für viele nicht die erste Wahl gewesen. „Wobei das mehr anekdotisches als statistisches Wissen ist.“ Davon hat der OeAD-Geschäftsführer noch mehr. Aus Gesprächen wisse er, dass es oftmals die Eltern der Studierenden sind, die für einen Erasmus-Aufenthalt in Österreich plädieren. Immerhin sei Österreich sicher und habe ein gutes Sozialsystem. Eltern sehen ihre Kinder hier in guten Händen.

Doch auch für die Studierenden selbst gebe es gute Gründe, in Österreich zu studieren. Es sei „touristisch nicht uninteressant“. Die Uni-Landschaft sei akademisch sehr breit aufgestellt. Es gebe neben den Volluniversitäten auch sehr gute Kunstuniversitäten sowie Technische Universitäten. Auch Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen seien bei Erasmus-Studenten beliebt.

Presse Grafik

Die meistfrequentierte österreichische Hochschule ist unter Erasmus-Studenten aber die Uni Wien. Sie kann als größte Uni das Landes natürlich auch die meisten Austauschstudenten aufnehmen. Dahinter folgen die Technische Uni (TU) Wien, die Wirtschaftsuniversität Wien, die Uni Graz sowie die Uni Salzburg. „Natürlich gibt es die meisten Erasmus-Studenten an den großen Unis. Aber wir beobachten auch so etwas wie Mundpropaganda“, sagt Zotti. Studierende würden nach ihrer Rückkehr in die Heimat oft Werbung für Österreich bzw. für gewisse Universitäten machen. Das mache sich in der Erasmus-Studentenzahl bemerkbar. „Wir hatten in Graz etwa lang einen verhältnismäßig großen Anteil an spanischen Studierenden, den wir uns nicht wirklich erklären konnten“, so der OeAD-Geschäftsführer.

Österreich bei Deutschen beliebt

Studierende würden sich bei der Wahl des Ziellandes oft auch an Empfehlungen ihrer Professoren orientieren. Insofern funktioniere der Austausch mit jenen Hochschulen, mit denen es ohnehin engere Beziehungen gebe, besonders gut. Diese würden von den Professoren nämlich gern empfohlen, sagt Zotti.

Die meisten Austauschstudenten, die sich für Österreich entscheiden, kommen übrigens aus Deutschland. Auch bei Spaniern, Franzosen, Italienern und Tschechen ist Österreich besonders beliebt. Zu den fünf Lieblingsländern der österreichischen Erasmus-Studenten zählen neben Deutschland, Spanien und Frankreich Großbritannien und Schweden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2017)

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