Deutschland fürchtet den schleichenden Abstieg

German Chancellor Angela Merkel and Chinese Premier Li Keqiang review the guard of honour during a welcome ceremony at the Chancellery in Berlin
German Chancellor Angela Merkel and Chinese Premier Li Keqiang review the guard of honour during a welcome ceremony at the Chancellery in Berlin(c) REUTERS (HANNIBAL HANSCHKE)
  • Drucken

Niedrigste Arbeitslosigkeit, Budgetüberschüsse und volle Auftragsbücher. Die deutsche Wirtschaft brummt, und dennoch läuten die Alarmglocken. Im jüngsten Standort-Ranking fällt der Nachbar von Platz sechs auf 13 zurück. Grund zur Sorge?

So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Österreich ist im Wettbewerbsranking des renommierten Schweizer IMD World Competitivness Center in Lausanne wieder zurückgefallen, rangiert auf Platz 25 unter 63 gemessenen Staaten und dennoch gibt es nach Ansicht vieler keinen Grund zur Sorge. Finanzminister Hans Jörg Schelling meinte etwa Mittwochabend bei der Verleihung des Börse-Preises in Wien, das andauernde Jammern koste uns ein Prozent an Wirtschaftswachstum. Vieles werde schlechtgeredet, vor allem von den Medien.

Soweit die östeerreichische Sicht. In Deutschland überschlagen sich hingegen die alarmierenden Kommentare nachdem die Nachbarn im selben Ranking von Platz zwölf auf 13 zurückgerutscht ist. Immerhin lag der Exportweltmeister noch vor vier Jahren auf dem sechsten Platz. Das Land verfügt über Rekordbeschäftigung, meldet in jüngster Zeit regelmäßig Haushaltsüberschüsse (wovon der österreichische Finanzminister nur träumen kann) und setzt erfolgreich auf seine Exportstärke. Doch das Problem ist: Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, wird durchgereicht. Bestes Beispiel dafür: Österreich.

Was die Deutschen an der aktuellen Studie besonders unangenehm berührt, ist das schlechte abschneiden auf dem Gebiet der Digitalisierung. Dort findet sich die größte Volkswirtschaft Europas nämlich nur auf Platz 17. Österreich liegt da übrigens auf Platz 16.

In Sachen Zukunftsfähigkeit der Wirschaft schneidet Deutschland also viel schlechter ab als etwa die USA oder Standorte wie Hongkong, die Schweiz und Singapur.

Aber nicht nur bei der Digitalisierung droht Deutschland den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren. Auch beim Nachbarn hat die große Koalition Spuren hinterlassen. Die schweizer Forscher attestieren eine schlechte Steuerpolitik, krisieren die hohen Lohnkosten und die überbordende staatliche Regulierung. Auch in diesem Bereichen ist Österreich im Ranking um keinen Deut besser. Schellings Jammer-Verbot hin oder her.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Wettbewerb: Österreich nutzt sein Potenzial nicht aus

Erstmals seit Jahren zeigen internationale Studien wieder einen Aufwärtstrend für den heimischen Standort. Österreich hat gute Forscher, mutige Unternehmen und produktive Mitarbeiter. Aber noch lässt das Land zu viele Chancen liegen, daraus auch Profit zu schlagen.
Peter Fouquet
Österreich

Bosch-Österreich-Chef fordert den 12-Stunden-Tag

Peter Fouquet zeigt sich überzeugt davon, dass Beschäftigungsbonus und Arbeitszeitflexibilisierung die Wettbewerbsfähigkeit des Österreich-Standortes stärken würden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.