Quergeschrieben

Warum müssen wir eigentlich irgendjemanden „integrieren“?

Nicht Europa wird den Muslimen nicht gerecht, der Islam wird Europa
nicht gerecht. Wenn das so bleibt, scheitert Integration immer wieder.

Es vergeht derzeit kein Tag, an dem uns nicht nach einem neuen „Einzelfall“ – Vergewaltigung, Selbstmordanschlag oder dergleichen – erklärt wird, dass „die Integration“ der zu uns gekommenen Migranten aus Asien, Afrika und dem Orient gleichsam die Jahrhundertaufgabe des Staates sei. Das Ge- oder Misslingen der Integration entscheide ganz wesentlich über die Zukunft des Landes. Eine „große nationale Herausforderung“ hat die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, das dereinst genannt.
Fast nie wird hingegen in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, warum es eigentlich die Aufgabe des Staates sein soll, die im Zuge der Völkerwanderung zu uns Gekommenen „zu integrieren“.
Die USA, das Einwanderungsland schlechthin, denken nicht daran, jemanden, der dort zuwandert, „zu integrieren“. Dort erwartet der Staat, dass sich Zuwanderer an die Gesetze halten, pünktlich ihre Steuern zahlen und auf dem Highway das Speed-Limit einhalten. Ob die Einwanderer hingegen Englisch lernen, ob sie zu Thanksgiving einen Truthahn verzehren oder nicht – das ist dem Staat herzlich egal. Deshalb gibt es in den Vereinigten Staaten auch praktisch keine fürsorgliche staatliche Integrationsindustrie, die den Zugewanderten mit viel Steuergeld und dem üppigen Repertoire der Sozialklempner zu einem Norm-Amerikaner formt.
Das ist ein durch und durch vernünftiger – und den Steuerzahler schonender – Standpunkt. Dem hierzulande freilich sofort entgegnet wird: Wer sich nicht um die Integration der Zuwanderer kümmert, der riskiert das Entstehen von „Parallelgesellschaften“. Und die, so wird weiter argumentiert, führen zu einer „Ausgrenzung“ der Migranten, was schlimmstenfalls in Radikalisierung und Terrorismus münde. Wie in Manchester, Paris oder Brüssel.
Nun gibt es freilich in sehr vielen Städten der Welt ziemlich viele Parallelgesellschaften – Chinesen in New York, Burgenländer in Chicago oder Vietnamesen in Berlin – ohne dass die Existenz dieser Parallelgesellschaften irgendjemanden juckte und ohne dass deswegen irgendjemand zu Schaden käme. Weshalb auch niemand daran denkt, mit Milliarden an Steuergeld das Entstehen derartiger Parallelgesellschaften zu verhindern. Es geht eben ganz offensichtlich nicht darum, Parallelgesellschaften an sich zu verhindern – es geht ausschließlich um muslimische Parallelgesellschaften. Alle anderen stellen nämlich evidentermaßen kein nennenswertes Problem dar.
Daran knüpft sich freilich sogleich die nächste Frage: Warum sind nur muslimische Parallelgesellschaften derart risikobefrachtet für ihre Mitmenschen, nicht aber buddhistische, hinduistische oder jene der Anhänger der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten? Darauf kann es eigentlich aus logischen Gründen nur eine Antwort geben, um die die politisch Verantwortlichen allerdings noch immer etwas mutlos herumlavieren.
Dass uns die Integration von mulimischen Zuwanderern als gleichsam alternativlose „nationale Herausforderung“ verkauft wird – eben ganz anders als im Fall jeder anderen religiösen Orientierung –, mutet aber auch aus einem anderen Grunde eigentümlich an: weil derartige Projekte seit Jahrzehnten immer gescheitert sind.

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