Audi noch stärker im Visier der Staatsanwaltschaft

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FILE PHOTO: Audi CEO, Rupert Stadler gives a speech at the company's annual news conference in IngolstadtREUTERS
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Die Staatsanwaltschaft weitet die Ermittlungen aus. Es geht nun auch um Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, nicht nur wie bisher in den USA.

Die Münchener Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen beim Autobauer Audi wegen mutmaßlichen Abgas-Betrugs ausgeweitet. Einbezogen würden nun auch Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, nicht mehr nur wie bisher in den USA, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Behörde geht bei ihren Ermittlungen dem Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung nach. Konkrete Beschuldigte gibt es weiter nicht.

Anlass der neuen Ermittlungen ist der am Donnerstag geäußerte Vorwurf des deutschen Verkehrsministeriums, Audi habe in etwa 24.000 Oberklassewagen vom Typ A7 und A8 eine illegale Software eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft habe von den Behörden aber noch keine Unterlagen dazu erhalten, sagte der Sprecher.

In Österreich sind rund 1.700 Audi A7 und A8 aus den Baujahren von 2010 bis 2013 betroffen.

Volkswagen wird seit September 2015 vom Abgasskandal erschüttert, der den Wolfsburger Konzern bereits etliche Milliarden Euro gekostet hat. Erstmals steht nun auch der A8 im Visier und damit das Flaggschiff der Ingolstädter VW-Tochter. Audi zufolge wurde bei eigenen Untersuchungen von Wagen vom Typ A7 und A8 der Modelljahre 2010 bis 2013 mit V6-und V8-Motoren nach Abgasnorm Euro-5 überhöhte Stickoxidwerte festgestellt. Diese hätten in bestimmten Situationen zwischen 20 und 100 Prozent über dem Grenzwert gelegen. Die Unregelmäßigkeiten seien dem Kraftfahrt-Bundesamt angezeigt worden. Von den betroffenen Fahrzeugen sind etwa 14.000 in Deutschland zugelassen. Der Oberklassehersteller kündigte einen Rückruf an, bei dem eine neue Getriebesoftware aufgespielt werden soll.

Illegale Abschalteinrichtung verwendet?

Bei ihren Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft im März bereits die Vorstandsetage von Audi, die VW-Zentrale in Wolfsburg und die vom Konzern mit der Aufklärung beauftragte Kanzlei Jones Day durchsucht. Gegenstand der Untersuchungen war bis dahin der Verkauf von rund 80.000 Autos, die mit von Audi entwickelten großen 3-Liter-Dieselmotoren ausgerüstet sind und auf dem US-Markt in den Jahren 2009 bis 2015 veräußert wurden. Der Verdacht lautet, dass "technische Vorrichtungen zur Manipulation von Abgaswerten" in diese Fahrzeuge eingebaut sind. Die Ingolstädter VW-Tochter hatte in den USA den Einsatz von Schummel-Software in großen Dieselmotoren eingeräumt.

Der Fall ist für Volkswagen brisant. Denn mit der Ausweitung der Ermittlungen bei Audi rückt die Frage stärker in den Mittelpunkt, ob die VW-Tochter eine illegale Abschalteinrichtung in Europa verwendet hat. Während VW in den USA die Verwendung einer solchen Software zugegeben hat, vertritt der Konzern hierzulande eine andere Position. Nach europäischem Recht ist die in VW-Motoren vom Typ EA 189 enthaltene Software nach Meinung der Wolfsburger keine unzulässige Abschalteinrichtung.

Die Abgasmanipulation bei Volkswagen hat den Dieselantrieb insgesamt in Verruf gebracht und Untersuchungen auch bei anderen Herstellern ausgelöst. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks sagte in Berlin: "Ich erwarte von allen Herstellern, dass sie sich ehrlich machen." Diese müssten die Grenzwerte einhalten und ihre technologische Kompetenz nicht auf Tricksereien konzentrieren. Sie erwarte, dass Autos, bei denen Grenzwertverletzungen nachgewiesen worden seien, auf Kosten der Hersteller nachgerüstet würden.

(APA)

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Betroffen von den Unregelmäßigkeiten bei Abgasmessungen seien die Audi-Modelle A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren der Baujahre 2009 bis 2013. Auch in Österreich müssen etwa 1700 Fahrzeuge in die Werkstatt.

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