Turin: Über 1500 Verletzte nach Massenpanik beim Public Viewing

Chaos in Turin
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Während der Übertragung des Champions-League-Finales ist auf dem zentralen Platz San Carlo Chaos ausgebrochen. Jemand habe gerufen, es sei eine Bombe explodiert.

Überall Scherben, Gläser, Schuhe und Taschen. Die Piazza San Carlo im Zentrum von Turin sollte am Samstagabend eigentlich Schauplatz einer großen Party werden. Doch beim Public Viewing des Champions-League-Finales zwischen Juventus Turin und Real Madrid rannten - offenbar nach einem lauten Knall - tausende Menschen in Panik davon und verletzten einander. Viele kamen zu Sturz, traten übereinander und fielen aufeinander. Am Ende dieser Nacht sind mehr als 1527 Personen verletzt worden. Darunter seien drei Schwerverletzte, teilte die Präfektur in Turin am Sonntag mit. Ein sieben Jahre alter Bub schwebt demnach in Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft Turin leitete Ermittlungen ein. Vermutlich war während des Spiels - das Juventus mit 1:4 verlor - auch eine Absperrung umgefallen, was zu dem Unglück beigetragen haben soll.

Andere erzählten, jemand habe "Bombe" gerufen. "Alle schrien, "lauft weg, lauft weg". Menschen lagen auf dem Boden, es war schrecklich", sagte ein Fan dem TV-Sender Sky. Ein anderer sagte der Zeitung "La Stampa": "Wir sind über die Leute gerannt, die am Boden lagen. Wir haben einigen geholfen, aber die Masse hat gedrückt." "Ich bin erschüttert, es erinnerte an die Katastrophe von Heysel", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa einen Fan. Beim Finalspiel des Europapokals der Landesmeister im Mai 1985 zwischen dem Liverpool und Juventus im Heysel-Stadion waren in Brüssel 39 Menschen gestorben.

Gab es keine Fluchtwege?

In Turin ging die Panik zwar vergleichsweise glimpflich aus. Aber wie konnte so etwas überhaupt passieren - vor allem in Zeiten, in denen die Angst vor Terroranschlägen allgegenwärtig ist? Die Behörden müssen sich kritischen Fragen stellen. Gab es wirklich keine Fluchtwege, wie Betroffene berichteten? Immerhin war es ein eine angemeldeter Massenveranstaltung mit rund 30.000 Besuchern. Müssten da die Kontrollen nicht besonders scharf gewesen sein? Und wieso lag der ganze Platz voller Glasscherben, wenn bei Veranstaltungen dieser Art eigentlich nur Plastikbecher zugelassen sein sollten?

"Sehr viele Verletzte haben sich an Glas geschnitten, und das hätte leicht vermieden werden können", sagte der Gesundheitsbeauftragte der Stadt, Antonio Saitta. Fans erzählten, dass Schwarzhändler überall unbehelligt Bier in Flaschen verkaufen konnten. Hinzu kommt: Wenn wirklich ein Böller oder etwas ähnliches die Panik ausgelöst hat, wie konnte den jemand in die Menge bringen? Gab es keine Durchsuchungen von Taschen?

"Es gab nur Kontrollen, was gefälschte Merchandising-Produkte anging, aber keine Kontrollen, um den Flaschenverkauf und den ungeregelten Zugang zu verhindern", schrieb ein Nutzer auf Twitter an Turins Bürgermeisterin Chiara Appendino, die sich erschüttert über die Ereignisse gezeigt hatte.

(APA/AFP)

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