Studie

OeNB: Kaum Gefahr aus Osteuropa für Banken

Entspannt am Balkon rauchen können in Warschau nicht nur die Immobilienbesitzer, sondern auch die Kundenbetreuer ihrer Bank, so eine Studie der OeNB. Denn trotz relativ höherer Verschuldung sind die Kredite in Osteuropa in der Regel tragbar.
Entspannt am Balkon rauchen können in Warschau nicht nur die Immobilienbesitzer, sondern auch die Kundenbetreuer ihrer Bank, so eine Studie der OeNB. Denn trotz relativ höherer Verschuldung sind die Kredite in Osteuropa in der Regel tragbar.(c) REUTERS
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Osteuropäische Haushalte sind zwar relativ höher verschuldet als jene in Österreich. Die Risken für heimische Banken seien aber gering.

Wien. Das Geschäft in Osteuropa ist für heimische Banken bereits seit langem Segen und Fluch zugleich. Einerseits gibt es nach wie vor keine Region, in der Raiffeisen oder Erste Bank so hohe Renditen erzielen können, wie in den östlichen Nachbarstaaten. Andererseits sorgen die wirtschaftliche Volatilität und die höhere Quote an Kreditausfällen in diesen Schwellenländern auch immer wieder für Kritik von Ratingagenturen und Verunsicherung bei den Aktionären.

Die Nationalbank hat sich daher in einer Studie nun angesehen, wie finanziell gesund osteuropäische Haushalte im Verhältnis zu ihren österreichischen Pendants sind. Eine Untersuchung, die erst seit kurzem möglich wurde, da die Datenbasis erst seit Ende des Vorjahres aufgrund einer von der EZB induzierten europaweiten Vermögensstudie (HFCS) verfügbar ist.

Die Studie zeigt, warum der Kreditmarkt – vor allem im Immobilienbereich – für die heimischen Banken in Osteuropa so einen Boom brachte. 28 Jahre nach dem Ende des Kommunismus, in dem Privateigentum noch verboten war, besitzen heute bereits deutlich mehr Osteuropäer ihr Haus oder ihre Wohnung als Österreicher. Während hierzulande nur 48 Prozent der Einwohner im Eigentum wohnen, reicht diese Zahl von 74 Prozent in Slowenien bis zu 85 Prozent in der Slowakei.

Jeder Dritte hat Kredit laufen

Diese Immobilien sind dabei in der Regel mit Krediten finanziert. In den sechs untersuchten Ländern (Slowenien, Slowakei, Ungarn, Polen, Estland und Lettland) lag die Zahl der Haushalte, die einen Kredit laufen haben zwischen 34 und 39 Prozent. Die Quote ist damit meist jedoch nur geringfügig höher als in Österreich, wo ebenfalls 34 Prozent aller Haushalte Kredite haben.

Allerdings gibt es bei den Kreditsummen deutliche Unterschiede. So liegt die Median-Hypothek laut der OeNB-Untersuchung in den osteuropäischen Ländern zwischen 11.000 Euro in Ungarn und 30.000 Euro in Slowenien. In Österreich ist dieser Wert mit 60.000 Euro wesentlich höher. Allerdings sind hierzulande auch die Sicherheiten wesentlich mehr wert. So liegt der Median-Wert von Eigentums-Immobilien, die als Hauptwohnsitz verwendet werden laut der OeNB-Studie in Österreich bei 250.000 Euro. In Osteuropa schwankt er zwischen 15.000 Euro in Lettland und 88.000 Euro in Slowenien, da in einigen Ländern die Immobilienpreise zuletzt sogar gesunken sind. Zudem haben die osteuropäischen Haushalte auch weniger finanzielle Ersparnisse. Mit der Ausnahme von Ungarn liegt der Wert von Sparbüchern und Aktiendepots überall unter 2000 Euro, während er in Österreich über 12.000 Euro liegt.

Trotz dieser schlechteren Kennzahlen gibt es laut OeNB keinen Grund zu übertriebener Sorge. Denn das Verhältnis der laufenden Einkommen zu den gewährten Krediten sowie den Rückzahlungsraten sei wieder „durchaus unauffällig“. „Und so lange ein Haushalt seine Kredite bedienen kann, haben die aktuellen Häuserpreise keinen Einfluss auf die finanzielle Stabilität“, so die Studienautoren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2017)

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