Personalie

Österreicher Veit Dengler verlässt die NZZ-Mediengruppe

Veit Dengler
Veit Dengler Prohaska Rene / Verlagsgruppe News / picturedesk.com (Prohaska Rene)
  • Drucken

Nach knapp vier Jahren an der Spitze des Schweizer Medienunternehmens zieht sich Veit Dengler überraschend zurück. Der Verwaltungsrat und er waren "unterschiedlicher Auffassung", wie die Unternehmensstrategie in Zukunft umzusetzen sei.

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren, am 18. Juni 2013, wurde bekannt, dass künftig mit Veit Dengler der erste Österreicher die Schweizer NZZ Mediengruppe leiten werde. Nun verlässt Dengler den Konzern recht abrupt, wie der Konzern am Mittwoch in einer Mitteilung bekannt gab - und zwar sofort. Der Verwaltungsrat und Dengler seien "zum Schluss gelangt, die Führung des Unternehmens in neue Hände zu legen", heißt es darin. Interimistisch rückt der Finanzchef des Unternehmens, Jörg Schnyder, nach. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger ist noch im Gang.

Den Mitarbeitern wurde die Personalie an ganz oberster Stelle schon kurz davor persönlich von Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod im Foyer des NZZ-Büros in der Züricher Falkenstrasse mitgeteilt. Dengler soll nach einer zweiminütigen Abschiedsrede gesagt haben: "Ich gehe jetzt – und Servus". Danach folgte langer Applaus, so berichtet es das Schweizer Portal persönlich.com. Dengler bedankte sich kurz nach der Bekanntgabe auf Twitter bei den NZZ-Mitarbeitern für die Zusammenarbeit und die gemeinsame Reise, auf die er stolz sei. 

Während Denglers fast vierjähriger Amtszeit wurde eine Bezahlschranke bei NZZ.ch eingeführt, der "NZZ"-Chefredakteur (oder Chefredaktor, wie man in der Schweiz sagt) ausgewechselt (auf Markus Spillmann folgte Eric Gujer), die Druckerei-Sparte stark verkleinert (sprich: eine wichtige Druckerei zugesperrt) und der Österreich-Ableger NZZ.at unter der Leitung von Michael Fleischhacker gegründet und nach nur zwei Jahren wieder eingestellt. All das lief unter der strategischen Entscheidung, den Fokus auf die Publizistik zu richten. An diesem Fokus ändere sich nichts, darüber seien sich alle einig gewesen, heißt es in der Aussendung. Jedoch seien der Verwaltungsrat und Dengler "unterschiedlicher Auffassung darüber, wie die Strategie in der nächsten Phase umzusetzen ist. Vor diesem Hintergrund sind sie zum Schluss gelangt, dass eine andere Person diese Aufgabe übernehmen soll." "Veit Dengler hat das Unternehmen erfolgreich auf die digitale Welt ausgerichtet, Prozesse und Führungsstruktur modernisiert und die richtigen Talente an Bord geholt – die Unternehmensleitung und alle Bereiche sind stark aufgestellt. Gleichzeitig hat er die Druckaktivitäten verschlankt und die Regionalmedien unter eine einheitliche Leitung gestellt. Diese Massnahmen haben sich zunehmend positiv in den unternehmerischen Kennzahlen niedergeschlagen. Nun geht es darum, die angestoßenen Innovationsprojekte zu realisieren und weiterzuentwickeln", wird Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod in der Aussendung zitiert.

Gründungsmitglied der Neos

Der heute 48-jährige Dengler hatte bei seiner Berufung zum CEO der NZZ Mediengruppe polarisiert. Weil er erst kurz davor, im Herbst 2012 gemeinsam mit Matthias Strolz die österreichische Partei Neos gegründet und dafür sogar seine knapp zuvor übernommene Aufgabe beim US-Rabattunternehmen Groupon aufgegeben hatte. Aber auch weil der gebürtige Grazer zwar viel Erfahrung in Spitzenjobs u.a. in der Telekommunikationsbranche gesammelt hatte, aber seit seinem Studienjob als Reporter im Wien-Büro des "Time Magazine" nicht mehr für Medien gearbeitet hatte. 

(red./awa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.