"Der Goldrausch im Russland-Banking ist vorbei"

Roter Platz
Roter PlatzREUTERS
  • Drucken

Nach drei Jahren der Umstrukturierung seien die europäischen Institute nun unter in einer viel ausgeglicheneren Position, sagt RBI-Finanzanalystin Elena Romanova.

Die Jahre, in denen westeuropäische Banken auf der Jagd nach Marktanteilen ihr Russland-Engagement rasch ausbauten, sind vorüber. "Wie überall in Osteuropa - der 'Goldrausch' im Russland-Banking ist vorbei", stellt RBI-Finanzanalystin Elena Romanova im aktuellen "CEE Banking Sector Report" der Raiffeisenbank International (RBI) fest. Russland ist mit 1.255 Milliarden Euro Bilanzsumme der größte Bankenmarkt in Zentral- und Osteuropa (CEE). Das ist mehr als die Hälfte des 2.384 Milliarden Euro schweren CEE-Bankensektors.

Im Vorjahr hätte sich der Markt in Russland stabilisiert, die dort engagierten westeuropäischen Banken - darunter auch die RBI selbst - hätten wieder erleichtert durchatmen können. Die in den letzten Jahren vorherrschende Intention, die Geschäftstätigkeit zu reduzieren, scheine jetzt einem gewinnsuchenden Ansatz gewichen zu sein. Dies sei durch mehrere Faktoren unterstützt worden, so Romanova. So sei einerseits der Rückzug schon sehr ausgeprägt gewesen. Das russische Filialnetzwerk der fünf größten ausländischen Banken - Intesa, OTP, RBI, SocGen und UniCredit - sei von 2015 auf 2016 um etwa 25 Prozent geschrumpft, ihr Gesamtvermögen sank von 2014 bis 2016 um fast 30 Prozent - inklusive der Rubelabwertung. Nun dürfte der Boden gefunden worden sein, Bilanzsumme und Kreditvergabe seien bei den genannten fünf Banken 2016 wieder um rund 7 Prozent gestiegen, so Romanova.

2016 habe sich in Russland auch das Kreditrisiko vermindert. Der Höhepunkt sei 2014/15 erreicht worden und hätte die Banken gezwungen, ihren Risiko-Appetit und Vermögensmix zu überdenken. Die Banken hätten dabei verschiedene Ansätze gewählt. Kleinere Institute hätten etwa die Kreditvergabe an private Haushalte ganz aufgegeben und sich nur mehr auf Produkte mit dem sehr geringem Risiko konzentriert. Das Motto habe aber bei allen Banken gleich gelautet: "In Russland so viel als möglich Risiko und Kosten reduzieren".

Marktanteile verloren

Nach drei Jahren der Umstrukturierung seien die europäischen Institute nun unter den neuen russischen Marktrealitäten in einer viel ausgeglicheneren Position, die Resultate zeigten auch schon Verbesserungen. Als "Preis" dafür hätten sie Marktanteile verloren. Der Marktanteil der rein ausländischen Banken in Russland sei von 8,5 Prozent von vor fünf Jahren auf 6,1 Prozent zurückgegangen.

Als Folge der erreichten Effizienz seien die operativen Kosten weiter zurückgegangen. Bei den drei Bankengruppen mit dem größten Russlandexposure - RBI, SocGen und UniCredit - waren es im Vorjahr auf Eurobasis 9 Prozent - nach 30 Prozent im Jahr davor. Das kam dem Vorsteuergewinn zugute, der zusammengenommen von 625 auf 700 Mio. Euro stieg. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite (RoE) vor Steuern blieb bei 18 Prozent, was bei weitem über dem Marktdurchschnitt liege. Die Gesamtrentabilität (RoA) sei von 1,4 auf 1,6 Prozent gestiegen.

Die RBI-Analystin erwartet nunmehr eine verstärkte Kreditvergabe und weitere Verbesserung der Finanzkennzahlen dieser ausländischen Player. Die Bilanzsummen und Erträge werden aber nicht rasch steigen und auch seien keine schnellen Marktanteilsgewinne zu erwarten. Die neuen Wachstumsraten sollten moderater und nachhaltiger sein und aufgrund des weiter vorhandenen großen Potenzials des russischen Bankenmarktes angemessene Gewinne liefern.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.