Der deutsche Außenminister Gabriel will vermitteln und ruft zur Beendigung der Blockaden gegen Katar auf. Doch die arabischen Nachbarn des Emirats lenken nicht ein.
Die diplomatischen Bemühungen zur Bewältigung der Katar-Krise laufen auch unter deutscher Beteiligung auf Hochtouren. Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte am Freitag nach einem Treffen mit seinem katarischen Kollegen Mohammed al-Thani, im Dialog müsse alles für eine Aufhebung der See- und Luftblockade und eine Lösung der regionalen Probleme getan werden.
Wichtig sei die Konzentration auf den eigentlichen Gegner: "die Terroristen des Islamischen Staates". Katar sei Teil der Anti-IS-Koalition, die nicht durch größere Konflikte geschwächt werden dürfe. Vier Tage nach dem Abbruch der Beziehungen zu Katar erhöhten mehrere Länder unter Führung Saudi-Arabiens allerdings den Druck auf Katar, indem sie eine Liste angeblicher Terror-Unterstützer um Dutzende Personen erweiterten.
"Blockaden und der Abbruch diplomatischer Beziehungen sind eine schwere Entscheidung, die vor allem die Menschen in Katar betreffen wird", sagte Gabriel. Er warnte mit Blick auf die Geschichte Europas, dass dort der Abbruch von Gesprächen zu schlimmen Ergebnissen geführt habe. Die Isolation Katars wirke sich auch auf die deutsche und internationale Wirtschaft aus. Die Blockadeländer erinnerte er daran, dass viele Staaten der Region Organisationen unterstützt hätten, die gefährlich seien. Saudi-Arabien und die Türkei gehörten dazu.
Katars Außenminister nannte die Blockade einen Verstoß gegen das Völkerrecht. Es gebe Versuche, international Stimmung gegen sein Land zu machen. Das wirke sich negativ auf die ganze Region aus.
Gabriels Treffen mit seinem Kollegen aus Katar folgt auf ein Gespräch mit dem saudischen Außenminister Adel al-Jubeir am Mittwoch. Die Bundesregierung reklamiert für sich aber keine Vermittlerrolle. Dies sei ausdrücklich nicht die Absicht, betonte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer. Eine solche Rolle würde den Einfluss Deutschlands in der Region überschätzen. Das ändere aber nichts daran, dass deutsche und europäische Interessen unmittelbar betroffen seien.
Schwarze Liste mit Terroristen
Nach Angaben aus Saudi-Arabien sind unter den 18 auf der schwarzen Liste neu genannten Katarern mutmaßliche Financiers von Extremistenorganisationen ebenso wie prominente Geschäftsleute, Politiker und hochrangige Mitglieder der Herrscherfamilie des Emirats. Das Land weist Vorwürfe zurück, islamistische Extremisten zu unterstützen. Es steht aber auch unter Druck wegen seiner Beziehungen zum Iran, dem Erzfeind Saudi-Arabiens. Die beiden Regionalmächte ringen um Einfluss am Golf, wo die jüngste Krise die Stabilität gefährdet.
Katar mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern ist von der Fläche her klein, wegen seiner Gas-Exporte und seiner regen Investment-Branche aber wirtschaftlich von Bedeutung. Zudem betreiben die USA ihren größten Militärstützpunkt im Nahen Osten in Katar, einer Halbinsel im Persischen Golf. Neben Kuwait haben sich auch die USA in die Vermittlung eingeschaltet. US-Präsident Donald Trump regte ein Treffen im Weißen Haus an und schlug damit einen moderateren Kurs gegenüber Katar ein als zunächst. Das US-Verteidigungsministeriums hatte zwischenzeitlich auf die Bedeutung der Militärbasis im Kampf gegen den IS hingewiesen.
Unterdessen fanden erste Unternehmen Wege, um die Seeblockade Katars zu umgehen. Die dänische Reederei Maersk erklärte, sie werde Container-Frachter künftig vom Oman nach Katar schicken. Auch der katarische Aluminium-Produzent Qatalum will seine Ware künftig über andere Wege ausführen. Welche Häfen dabei als Alternative geplant seien, ließ der norwegische Eigner Norsk Hydro offen.
Die größte politische Krise am Golf seit Jahren wirft auch ein Schlaglicht auf die Rolle der Türkei, die Präsident Recep Tayyip Erdogan ebenfalls als Regionalmacht sieht. Erdogan signalisierte Unterstützung für Katar, indem er ein Gesetz zu einer bereits geplanten Truppenverlegung in das Emirat binnen eines Tages nach Parlamentsbeschluss unterzeichnete. Die Türkei hat wie Katar die ägyptische Muslimbruderschaft unterstützt, deren geistlicher Führer, Jusef al-Karadawi, nun auf die schwarze Liste gesetzt wurde.
(APA/Reuters)