Die Märkte zeigen sich erleichtert ob des Wahlergebnisses. Nur das Pfund und britische Banken müssen leiden.
Wien/London. Überraschungen mögen die Märkte an sich nicht, aber die britische Wahl nehmen sie am Ende der Woche wohlwollend zur Kenntnis. Der Grund: Ein abrupter Brexit scheint jetzt unwahrscheinlich.
„Der harte Brexit wurde abgewählt“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Manche spekulieren sogar auf eine komplette Änderung der britischen Europapolitik. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Exit vom Brexit eintritt, liegt nach meiner Meinung jetzt bei 60 Prozent mit zunehmender Tendenz“, sagte Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank.
Verlierer war am Freitag trotzdem das Pfund, das um bis zu 2,3 Prozent gegenüber dem Dollar nachgab. Aber mit dem Blutbad nach der Brexit-Abstimmung, als die britische Währung um bis zu elf Prozent abstürzte, war auch das nicht vergleichbar. Ansonsten blieben die Börsen unbeeindruckt und gaben sich sogar erleichtert. Der Londoner Aktienindex FTSE („Footsie“) legte um 1,3 Prozent zu und war damit nur noch etwa 50 Zähler von seinem Rekordhoch entfernt. Der deutsche Index DAX und der Euroindex EuroStoxx 50 gewannen je fast ein Prozent.
Anders als die europäischen Banken konnten die britischen Geldhäuser aber nicht profitieren. Lloyds und Royal Bank of Scotland verloren je rund drei Prozent. Barclays gab 1,5 Prozent nach. Analysten von Bernstein sagten, die Häuser seien besonders stark betroffen, sollte es zu einer Konjunkturabschwächung kommen. Die steigende Chance auf einen weichen Brexit und einen Deal mit der EU reduziere die Unsicherheit für die Wirtschaft auf der Insel nicht wirklich, so der Tenor der Ökonomen. (jil/ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2017)