Wien
Wien: Demo und ''Wiener Lichter'' gegen Burschenschafter
Rund 250 Menschen haben am Freitag gegen den Burschenschafter-Kommers protestiert, der am Wochenende in Wien stattfindet. Den Demonstranten stand ein massives Polizeiaufgebot gegenüber.

Der Burschenschafter-Kommers in der Wiener Hofburg am 21. November hat einige Gegendemonstrationen und -aktionen inspiriert. Ein massives Aufgebot der Polizei riegelte die Veranstaltung ab.
VON GÜNTER FELBERMAYER UND BERNADETTE BAYRHAMMER
VON GÜNTER FELBERMAYER UND BERNADETTE BAYRHAMMER
(c) AP (Hans Punz)

Während sich die Mitglieder der schlagenden Studentenverbindung Olympia, unter ihnen der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf, in der abgesperrten Zone trafen, versammelten sich die Gegendemonstranten vor dem Absperrgitter.
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Rund 500 Personen haben laut Polizeiangaben am Ring gegen Faschismus demonstriert. Die Demonstranten trafen sich vor der Universität und zogen gegen 19 Uhr zur Hofburg.
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Sie forderten in Sprechchören unter anderem "Nieder mit der FPÖ" oder "Nazis aus der Hofburg raus". Auf Transparenten konnte man "Schubhaft für Graf" oder "Orangensaft statt Burschenschaft" lesen.
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Gegen 21 Uhr hat sich die Demonstration vor der Universität aufgelöst. Ein Teil der Protestierenden hat sich ins besetzte Audimax zurückgezogen. Laut Exekutive kam es zu keinen Zwischenfällen.
(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)

Hinter dem Rathaus fand die Aktion "Wiener Lichter" statt, bei der Kerzen symbolisch gegen die "dunkle Vergangenheit" entzündet wurden.
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Mehrere Organisationen, darunter der Anti-Rassismus-Verein ZARA und die Wiener SPÖ, hatten zu dieser Aktion aufgerufen.
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Damit wollte man gegen das offene Zuschautragen einer "intoleranten, reaktionären und revisionistischen" Geisteshaltung auftreten.
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Die Organisatoren hatten auch dazu aufgerufen, eine Kerze gut sichtbar zuhause ins Fenster zu stellen.
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Rund um den mit Kerzen geformten Schriftzug "Wiener Lichter" stellten die Teilnehmer ihre mitgebrachten Kerzen ab.
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Einige der Teilnehmer bei dieser stillen Aktion zogen dann weiter zur Ringstraße, um bei der Demo mitzumarschieren.

Auch vor dem Burgtor wurden Kerzen angezündet. Rund 60 Personen haben sich außerdem vor der US-Botschaft in der Boltzmanngasse in Alsergrund zu einer "Spontankundgebung" versammelt, die sich aber weniger in lautstarken Protesten als in der gemeinsamen Einnahme mitgebrachter Getränke unter behördlicher Beobachtung ausdrückte.
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Bereits am Tag davor hatten die Studierendenvereinigung GRAS und antifaschistische Organisationen zu einer Demonstration gegen Faschismus aufgerufen. Anlass war ebenfalls der Burschenschafter-Kommers.

Das Motto: "150 Jahre sind genug." Die Burschenschaft "Olympia", die das DÖW als rechtsradikale Organisation einschätzt und die innerhalb der Burschenschaften als "rechts außen" gilt, feiert ihr 150-jähriges Bestehen.

Die Polizei hat bereits im Vorhinein Ausschreitungen befürchtet und deshalb ein großräumiges Platzverbot rund um die Gumpendorferstraße erlassen, wo die sich die Zentrale der Olympia befindet.

Nichtsdestotrotz versammeln sich am Freitagabend einige Demonstranten an der Ecke Gumpendorferstraße/Gürtel, um gegen die Burschenschaften zu protestieren.

Der vergleichsweise kleinen Anzahl von Demonstranten - am Höhepunkt der Kundgebung zwischen 250 und 300 - steht ein massives Polizeiaufgebot gegenüber.

"Ich hoffe, dass es dieses Mal nicht so schlimm wird wie vor zwei Jahren", kommentiert ein Demonstrant die Lage. Vor zwei Jahren war es zu massiven Ausschreitungen gekommen.

Rund eine halbe Stunde lang stehen sich Polizei und Demonstranten gegenüber. Lieder von Konstantin Wecker und Aufrufe gegen Faschismus beherrschen die Kundgebung.

Die Demonstranten machen ihrem Ärger über das Platzverbot lauthals Luft, Durchsagen des Bundespolizeikommandos gehen im Pfeifkonzert unter.

Die Stimmung ist teilweise aggressiv, unter den Demonstranten finden sich immer wieder Grüppchen, die Polizisten beschimpfen, Plakate richten sich gegen die Beamten, ...

... und von Zeit zu Zeit fliegen Schweizer Kracher über die Barrikade und explodieren zwischen den mit Schild, Helm und Schutzweste ausgerüststen Polizisten.

Nach rund einer halben Stunde ziehen die Demonstranten weiter, an Schaulustigen vorbei, an die nächste Straßenecke ...

... wo sich das Szenario wiederholt.

Schließlich setzt sich der Demo-Zug in Richtung Ring fort. Am Weg kommt es zu einem Zwischenfall: ...

... Die Demonstranten brechen aus, eine Handvoll liefert sich ein kurzes Handgemenge mit den Beamten.

Die Situation ist aber sogleich wieder bereinigt.

Danach ist die Stimmung unter den Beamten sichtlich gespannter.

Nichtsdestrotrotz verläuft die Demonstration bis zu ihrem offiziellen Ende friedlich.

Der harte Kern marschiert noch mit massiver Polizeibegleitung in Richtung der Deutschen Botschaft weiter.