Gesamtschule in Vorarlberg frühestens in acht Jahren

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Auch bei einer Einigung dauert es, bis die Modellregion umgesetzt wird. Wie viele Schulen mitmachen werden, ist offen, weil man ein Ja von Eltern und Lehrern braucht.

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sieht eine Modellregion zur gemeinsamen Schule in Vorarlberg - auch, wenn sie die Regierung jetzt als Teil der Bildungsreform ermöglichen will - noch acht bis zehn Jahre entfernt. Dieser Zeitraum sei von Expertenseite empfohlen worden, "das sollte man auch so ernst nehmen", sagte Wallner am Montag im ORF-Radio. Erst müssten die Hausaufgaben im Land gemacht werden.

Als zu leistende Vorarbeiten nannte Wallner etwa die pädagogische Ausbildung der Lehrer oder auch das Angebot an Ganztagsschulen. "Würde man eine gemeinsame Schule über Nacht einführen, dann glaube ich, hätte man große Probleme", stellte der Landeshauptmann fest. Es seien noch viele Schritte zu unternehmen.

Noch lasse sich nicht abschätzen, wie viele der zehn Vorarlberger AHS mit Unterstufe sich an einer solchen Modellregion beteiligen werden. Wallner betonte diesbezüglich, "dass wir natürlich eine möglichst große Region entwickeln wollen, über die Jahre hinweg". Ohne Zustimmung der Schulpartner "geht aber gar nichts, und das halte ich auch für richtig". Man müsse die Eltern überzeugen und die Lehrer einbinden. Wenn man von Autonomie spreche, dann gelte es diese auch zu leben.

Drei Vorgaben für einen Versuch

Zu den Modellregionen gibt es im Regierungsvorschlag im Großen und Ganzen drei Vorgaben: Zunächst dürfen bundesweit nur 15 Prozent aller Schulen einer Schulart die Gesamtschule erproben - also 15 Prozent der AHS-Unterstufen und 15 Prozent der Neuen Mittelschulen (NMS). Derzeit gibt es in Österreich rund 280 AHS-Unterstufen. 42 davon dürfen also insgesamt bei Modellversuchen mitmachen.

Außerdem darf eine einzelne Modellregion nicht mehr als 5000 AHS-Unterstufenschüler umfassen. Das würde etwa eine Modellregion in ganz Vorarlberg (derzeit knapp 4000 AHS-Unterstufenschüler) ermöglichen. Gleiches gilt übrigens auch für das Burgenland mit knapp 3500 AHS-Unterstufenschülern. In allen anderen Bundesländern wäre aufgrund dieser Vorgabe keine landesweite Modellregion möglich. Größte Hürde wird aber vermutlich die überall nötige Zustimmung der Eltern bzw. Lehrer an den einzelnen Standorten sein.

Keine Mehrheit für Gesamtschule

Wolfgang Türtscher, Obmann der ÖAAB-Lehrer Vorarlbergs und bei der Initiative Pro Gymnasium engagiert, sieht laut einem Bericht von ORF Radio Vorarlberg derzeit keine einhellige Unterstützung für die Gemeinsame Schule an den Standorten der Gymnasialunterstufe. Willi Witzemann, Vorsitzender des Zentralausschusses der Vorarlberger Pflichtschullehrer, ging ebenfalls nicht von einer Mehrheit für die Gemeinsame Schule aus. Es liege nun am Landeshauptmann, bei Lehrer- und Elternvertretern für Zustimmung zur Modellregion zu sorgen.

Am Sonntagabend hatten sich SPÖ und ÖVP nach langem Hin und Her darauf geeinigt, den Grünen ein Angebot zu machen, damit diese für die notwendige Zweidrittelmehrheit dem Schulautonomiepaket zustimmen. Dieses würde unter bestimmten Bedingungen einen Gesamtschulversuch in Vorarlberg ermöglichen. Der grüne Bildungssprecher Harald Walser sollte heute, Montag, den konkreten Gesetzestext bekommen und will dann über etwaige Punkte noch verhandeln.

(APA/red.)

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