Die erste vollständige Kabinettssitzung von Donald Trump artete in eine Lobhudelei seiner Minister für ihren Präsidenten aus - was diesem sichtlich gefiel.
"Das größte Privileg meines Lebens ist es, als Vizepräsident dem Präsidenten zu dienen, der sein Wort gegenüber dem amerikanischen Volk hält." Vizepräsident Mike Pence eröffnete den Reigen. Die nun folgende, öffentliche Lobhudelei der US-Minister für ihren Präsidenten im Weißen Haus in Washington ist beispiellos. "Ich bin priviligiert, hier zu sein - tief geehrt - und ich möchte Danke sagen für Ihren Einsatz für die amerikanischen Arbeiter", sagte Arbeitsminister Alexander Acosta. Landwirtschaftsminister Sonny Perdue kam gerade aus Mississippi zurück - "Sie lieben Sie dort", offenbarte er seinem Chef, US-Präsident Donald Trump.
Es war die erste vollständige Kabinettssitzung im Weißen Haus seit Trumps Amtsübernahme im Jänner. Nach seinen einleitenden Worten hatte Trump sein Team aufgefordert, sich in ein paar Sätzen vorzustellen, für welchen Themenbereich sie zuständig seien. Doch die Sitzung wurde so zu einer wahren Ehrerbietung gebenüber Trump, der die Huldigungen mit leichtem Lächeln entgegennahm. Ein "Thank you, Mick" für das Lob von Budget-Direktor Mick Mulvaney, ein "Good job" für den Chef der Umweltbehörde, Scott Pruitt - Trump gefiel sich in der Rolle des perfekten Präsidenten.
"Produktivster Präsident der Geschichte"
Und Trump sparte nicht mit Lob für sich selber. Er sei einer der produktivsten Präsidenten der amerikanischen Geschichte - nur Franklin D. Roosevelt komme ihm in dieser Hinsicht nahe. Seine Ziele hätte er in rekord-verdächtiger Geschwindigkeit erreicht.
Doch die Bilanz von Trumps Präsidentschaft ist mager. Große Brocken, wie die Abschaffung des Gesunheitssystems Obamacare, gelangen nicht. Ermittlungen wegen der Entlassung von FBI-Chef James Comey und mögliche Russland-Kontakte seines Teams dominieren die Schlagzeilen über den US-Präsidenten. Das vor TV-Kameras inszenierte Kabinetttreffen war eine Gelegenheit für Trump, sich in einem guten Licht darzustellen. Während Comey im Untersuchungsausschuss das Bild eines lügenden Präsidenten zeichnet, lässt sich Trump von seinen Mitarbeitern loben. "Wir danken Ihnen für die Gelegenheit und das Glück, Ihrer Agenda dienen zu dürfen", sagte Stabschef Reince Priebus.
Sessions vor Ausschuss
Doch schon am Dienstag wird Trump wieder mit der harten Realität konfrontiert. Nach FBI-Chef Comey wird Justizminister Jeff Sessions vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats öffentlich zu seiner Rolle aussagen. Dabei dürfte es auch um die Umstände von Comeys Entlassung gehen. Für Wirbel sorgten Berichte, Trump erwäge den Sonderermittler zu der Affäre, Robert Mueller, zu entlassen.
Sessions ist der bisher ranghöchste Regierungsvertreter, der ab 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit vor dem Ausschuss zu den mutmaßlichen Einmischungen Russlands in die Präsidentschaftswahl vom November gehört wird. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob Vertreter von Trumps Wahlkampfteam gemeinsame Sache mit den Russen gemacht haben. Sessions selbst hatte Kontakte zum russischen Botschafter Sergej Kisljak, seine Treffen mit diesem aber während seines Nominierungsverfahrens verschwiegen. Als dies bekannt wurde, zog er sich aus den Russland-Ermittlungen zurück. Sessions gilt als Trump-treu und hat dies in der Kabinettssitzung am Montag erneut zum Ausdruck gebracht: "Es ist eine Ehre, in Ihrem Dienst zu stehen. Und in dieser Hinsicht haben Sie genau die richtigen Botschaften gesendet. Und die Antworten darauf im Land sind fabelhaft."
Der Fraktionsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, reagierte auf seine Art auf die eigenwillige Kabinettssitzung Trumps. Er veröffentlichte ein satirisches Video von einem Treffen mit seinen Mitarbeitern: Ein Teammitglied lobte darin Schumers jüngsten, "perfekten" Fernsehauftritt, ein anderer pries sein "tolles Haar" und fügte hinzu, "niemand hat bessere Haare".
(Red.)