Serie Schnuller am Band, Tattoos um den Hals, Kreppsträhnen im Haar: Das waren sie, die Mode-Must-Haves der 1990er Jahre.
Zum Thema Mode gibt es viele Meinungen. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. „Ziehe dich immer an, als würdest du deinen ärgsten Feind treffen“, meinte beispielsweise Kimora Lee. Ein Satz, der, so muss ich eingestehen, die Kleiderauswahl meiner Jugend bestens beschreibt. Angefangen hat alles damit, dass ich zum Leidwesen meiner Mutter, stets Knallbuntes kombinierte. Ein Trostpflaster für sie: Übersehen konnte sie mich nicht. Geschuldet war das mitunter den Schnullern, die an mir hingen. Klingt seltsam, war aber so.
Diese Schnuller gab es in allen erdenklichen Größen und ebenso vielen Varianten – als Schlüsselanhänger, Armband oder Halskette. Letztere sah man am häufigsten. Wobei die Kette um den Hals eigentlich ein dünnes Stoffband war, das sich auch zur Verpackung von Geschenken geeignet hätte. Für all jene, an denen der Trend vorbeigegangen ist, sei hier kurz erwähnt: Es waren keine echten Schnuller, also solche, die Babys im Mund haben, sondern welche aus Glas oder Plastik.
Von quietschgelb bis froschgrün reichte die Bandbreite. Die „Klassiker“ aber waren in Pastelltönen gehalten – ein zartes Rosa, ein feines Hellblau, ein sanftes Lila. Zurückhaltung bedeutete das freilich nicht. Denn, selbst wenn die Farben dezent ausfielen, so machte die Menge einiges her. Auf manchem Band um den Hals fanden sich locker mehr als zwölf „Zutz“, wie wir die Schnuller nannten. Zusammenfassend könnte man meinen: „Die Mode ist weiblichen Geschlechts, hat folglich ihre Launen“ (Copyright Karl Julius Weber, seines Zeichens deutscher Schriftsteller).
Mit dem Abschluss der Volksschule brauchte es einen neuen Stil. Die Schnuller- wurde von der Tattookette abgelöst – stillschweigend, aber sichtbar. Die schwarzen Plastikkringel schlängelten sich um den Hals – was einem im Hochsommer das Gefühl gab, dass es noch heißer war, als vom Thermometer angezeigt. Doch, „wer schön sein will, muss leiden“, galt es schließlich unter Beweis zu stellen. Und wer noch schöner sein wollte, griff zu den Tattooketten, die mit kleinen Steinchen verziert waren. Um Anleihe bei Vivienne Westwood zu nehmen: „Kaufe weniger, aber suche bedacht aus.“
Doch Mode ist ja mehr als Kleidung, Mode betrifft auch die Frisur. Damals bedeutete das: Kreppsträhnen im Haar. Um den Knick in der Optik perfekt zu machen, ging es erstmal für eine Stunde ins Badezimmer: Hitzeschutz rein, drei Zentimeter dicke Strähnen um die Finger zwirbeln und zwischen die heißen Platten des Eisens legen. Heraus kamen, im Optimalfall, Haare im Waschrumpel-Look. Einfach chic! Und offenkundig so nachahmungswert, dass 2016 bei der Fashion Week in Berlin Marc Cain seine Models „gekreppt“ über den Laufsteg wandeln ließ. Den 1990ern sei Dank.
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