Erinnern Sie sich?

Von der Telefonwertkarte zum "Kulthandy" Nokia 3310

Das neue Nokia 3310.
Das neue Nokia 3310.imago/PA Images
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Serie Für viele war das Gerät mit dem graugrünen Display das erste Handy überhaupt. Man tippte "blind" unter der Schulbank, spielte Snake und konnte seiner Kreativität freien Lauf lassen.

Im heurigen Mai war es soweit: In den Technikgeschäften Österreichs lag ein Handy auf, das es eigentlich seit 17 Jahren gar nicht mehr gab. Das Nokia 3310. Kulthandy all jener, die in den 1990er Jahren aufgewachsen sind. Und sofort war es vergriffen. Wie sich der Hype erklären lässt? Wohl nur mit positiven Erinnerungen: an die ersten Telefonnummern, die man in das graugrüne Display tippte, die erste SMS, die man erhielt, den „Snake“-Wettstreit mit den Klassenkameraden. Für Nicht-Nokianer: Ein Spiel, bei dem eine Schlange – damals eine schlichte Linie, die sich in rechten Winkeln bewegen ließ – gesteuert wurde. Sie musste erscheinende Happen „fressen“, wuchs und machte damit das Manövrieren immer schwieriger.

Freilich, das Nokia 3310 war nicht das erste Handy der Welt, das brachte Motorola schon 1983 auf den Markt (sein Name: DynaTAC, ausgeschrieben: „Dynamic Adaptive Total Area Coverage“), doch es war eines, das wohl jeder Schüler einmal in Händen hielt (manchmal versteckt unter dem Schultisch, um „blind“ Kurznachrichten zu tippen – erstmals standen durch das „Verknüpfen“ von Nachrichten bis zu 459 statt sonst nur 160 Zeichen zur Verfügung) und die meisten ihr Eigen nennen durften.

Um die vielen gleichartigen „Telefonkastln“, wie meine Lehrerin sie nannte, unterscheiden zu können, gab es die unterschiedlichsten Plastikhüllen. Angefangen von einfärbigen Varianten, über schwindelerregende Muster, tierische Motive bis hin zu Comicfiguren waren keine Grenzen gesetzt. Manche hatten sogar mehrere Hüllen zum Wechseln in den Schubladen. In den Worten einer einstigen Schulkollegin: „Für den Besuch bei der Oma nahm ich das Schachbrettmuster, im Schwimmverein die Wassertropfen.“ Mein Handy schmückte übrigens ein grüner Blätterwald.

Weniger hilfreich bei der Unterscheidung waren da die Klingeltöne. Die schrillten erstens durch den Raum, klangen mehr technisch als harmonisch und beschränkten sich drittens auf eine kleine Auswahl (auch wenn am Telefon mehr gespeichert waren, zu hören waren fast ausschließlich der „Nokia Tune“ und „Ringring“).

Noch ein Grund, warum es das fast zwei Zentimeter dicke Nokia 3310 eine Zeit lang zum meistverkauften Mobiltelefon der Welt schaffte? Weil es geradezu „unzerstörbar“ war. Wie oft flog es zu Boden und hatte nicht einmal einen Kratzer! Und außerdem: Für viele – so auch mich – war es das erste Handy überhaupt. Daheim war bis dahin mit dem Festnetz im Wohnzimmer telefoniert worden (an die 20 Nummern kannte man auswendig, heute sind es gerade mal drei), für unterwegs gab es Telefonwertkarten. Ja, damals standen die Telefonzellen noch.

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