Goldanleger beklagen drei verlorene Jahre

Goldbarren
Goldbarren(c) APA (OeNB)
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Trotz positiver Analystenkommentare kommt der Preis für das Edelmetall nicht recht vom Fleck.

Gold-Bulle zu sein ist kein leichter Job: Kaum hat man eine optimistische Meldung abgesetzt, kommt schon der nächste Rückschlag. In den vergangenen Wochen beispielsweise, als es eine leichte Preiserholung gab, hat man mehrmals von Analysten gehört, dass es jetzt aber endgültig aufwärtsgehen wird. Nicht schlagartig, aber der Preis schleiche sich, von vielen unbemerkt, auf einen stabilen Aufwärtspfad an. Und jetzt sind wir schon wieder zurück in der Gegend von 1250 Dollar je Feinunze.

Die traurige Wahrheit ist: Der Goldpreis (auf Dollarbasis, aber in dieser Währung wird das Edelmetall nun einmal gehandelt) steckt auf Basis von fünf Jahren nach wie vor in einem intakten Abwärtstrend. Solche Abwärtstrends werden immer wieder von kurzfristigen Zwischen-Aufwärtstrends unterbrochen. Einen solchen hat der Goldpreis charttechnisch mit dem Rückschlag am Donnerstag wieder verlassen. Nach unten.

Die Notierung steht auf Dollarbasis jetzt um ziemlich genau 20 Prozent tiefer als vor fünf Jahren. Und sie steht ziemlich genau dort, wo sie vor drei Jahren war. Gewinne waren in den letzten drei Jahren also ausschließlich durch Währungsveränderungen möglich. Kurz- und mittelfristig war Gold also kein ertragreiches Investment in einen Rohstoff, sondern eine Spekulation auf das Währungspaar Euro-Dollar.

Eine zähe, sich über Jahre hinweg erstreckende Seitwärtsrange mag ambitionierte Swing-Trader frohlocken lassen, an Performance ausgerichtete Mittelfristanleger freut das aber weniger (außer natürlich, sie sind nicht an mittelfristigen Kurssteigerungen interessiert, sondern legen sich physisches Gold als Sicherheitsanker zu).

Wie geht es nun weiter? Viele Analysten sehen einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte, der den Preis wieder dauerhaft über 1300 Dollar treiben könnte. Die Goldhändler beeindruckt das aber eher weniger. Nach der jüngsten Fed-Entscheidung beispielsweise ging das Edelmetall gleich einmal auf Tauchstation.

Charttechnisch gibt es jedenfalls noch keinen Grund, übertrieben bullish zu sein. Das Edelmetall steckt, wie schon erwähnt, ja immer noch in seinem langfristigen Abwärtstrend und auch der kurzfristigen Erholung ist, wie schon in vergangenen Erholungsphasen, sehr schnell die Luft ausgegangen. Der Grund für einen Goldkauf ist also weiterhin wohl nur ein erwartetes Katastrophenszenario.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2017)

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