Robert Pattinson: Teeniestar mit Weltschmerz

Robert Pattinson
Robert Pattinson(c) AP (CHRISTOPHE ENA)
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Er selbst findet sich „langweilig“, viele kreischende Mädchen sehen das anders: Robert Pattinson ist ab Mittwoch mit „New Moon“ in den Kinos.

Woran misst ein durchschnittlicher Hollywoodstar eigentlich so seinen Erfolg? Daran, dass sein Foto sogar auf Unterwäsche gedruckt wird? Daran, dass sich die Zahl der Bodyguards, die ihm kreischende Mädchen vom Hals halten, ständig erhöht? Oder doch daran, dass der Film, in dem er die Hauptrolle spielt, einen deutlich besseren Kinostart hinlegt als „Harry Potter“?

Nun, Robert Pattinson kann es sich aussuchen. Denn ja, der britische Schauspieler grinst nicht nur smart von Mädchenunterwäsche, er hat auch die derzeit vermutlich höchste Dichte an minderjährigen Fans. Und „New Moon“, Teil zwei der kreuzbraven „Twilight“-Vampirsaga, hat am ersten Tag in den USA mehr als dreimal so viel eingespielt (72,7 Mio. Dollar) wie der sechste Harry- Potter-Teil im Juli.

Keine Frage, nach diesen Kriterien darf sich Pattinson, der als Vampir Edward den Hauptteil des Twilight-Hypes zu verantworten hat, durchaus als erfolgreichen Star sehen. Wobei man einschränkend hinzufügen sollte: Als Teeniestar, denn der Großteil der Fans, die der Pattinson-Hysterie verfallen sind (für die Medien das Wort „Robsessed“ – also „besessen von Rob“ – kreiert haben), ist nicht älter als 13, 14 Jahre.

Ein „Virus“ sei das, meint der 23-jährige Pattinson, und sonst sagt er dazu relativ wenig. Außer, dass er vielleicht bei Daniel Radcliffe nachfragen sollte, der vor Jahren als Harry Potter einen ähnlichen Hype unter kleinen Mädchen ausgelöst hat. „Ich würde gern mit Daniel reden. Er hat einen guten Weg gefunden, mit dem Ganzen umzugehen“, sagte der gebürtige Londoner kürzlich. „So weit ich es beurteilen kann, scheint er absolut bodenständig zu bleiben.“

So weit man das beurteilen kann: Pattinson auch. Dass er von Fans konsequent mit der Filmfigur gleichgesetzt wird, dass junge (und vielleicht auch ältere, wer weiß) Fans ihre Sehnsucht nach der großen, unerfüllten Liebe (ohne Sex, das gefällt vor allem in den USA) auf ihn projizieren: Das ist Pattinson eher zufällig passiert. Eigentlich hat er nicht viel mehr getan, als sein eher ungepflegtes Aussehen „mit Sturmfrisur und Weltschmerz im Blick“ („Süddeutsche Zeitung“) zur Marke zu stilisieren. Und die Rolle des wohlerzogenen Vampirs ganz gut zu spielen, der enthaltsam lebt, um seine geliebte Bella (Kristen Stewart) nicht zu gefährden (sprich: blutleer zu saugen).

Von seinem Privatleben weiß man relativ wenig. Seine Kindheit, sein Alltag vor dem Erfolg als Cedric in „Harry Potter“? Alles „boring“, sagt er. Langweilig. Das Gerücht, das Twilight-Traumpaar Pattinson und Stewart sei auch im realen Leben liiert, haben weder er noch Stewart jemals bestätigt. Mit der angeblichen On/Off-Beziehung füllen Tratschmagazine dennoch dankbar ihre Seiten.


Daran und an andere negative Nebeneffekte des Daseins als Teeniestar hat sich Pattinson gewöhnen müssen. An die Stalkerinnen etwa, mit denen er mehrfach konfrontiert war. Vor zwei Jahren lauerte eine Frau „den ganzen Tag, jeden Tag“ (wie er sagte) vor seiner Wohnung auf ihn. Nach Drohungen von Fans fanden auch die Twilight-Dreharbeiten in Vancouver im Vorjahr unter Polizeischutz statt. 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2009)

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