EU-Kommissionspräsident Juncker will den verstorbenen Altkanzler Kohl als ersten Politiker überhaupt mit einem europäischen Staatsakt würdigen.
Der verstorbene deutsche Altkanzler Helmut Kohl (CDU) soll nach dem Willen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit bisher nie dagewesenen Ehren verabschiedet werden: Juncker sprach sich dafür aus, Kohl als ersten Politiker überhaupt mit einem europäischen Staatsakt zu würdigen. Die Zermonie könnte innerhalb der nächsten beiden Wochen im Europaparlament in Straßburg stattfinden.
"Schon zu Lebzeiten wurde Helmut Kohl mit der Ehrenbürgerschaft Europas ausgezeichnet, um seine außerordentlichen Verdienste zu würdigen", sagte Juncker der "Bild am Sonntag". "Deshalb gebührt Helmut Kohl nun auch ein europäischer Staatsakt, für den ich mich persönlich einsetzen werde." Kohl gilt als Architekt der deutschen Einheit sowie des Zusammenwachsens Europas.
Datum steht noch nicht fest
Die EU-Kommission steht nach Angaben einer Sprecherin im Kontakt mit Kohls Familie und den deutschen Behörden, um einen europäischen Staatsakt zu organisieren. Ein Datum stehe aber noch nicht fest. Dem Vernehmen nach könnte die Zeremonie zu Ehren des am Freitag im Alter von 87 Jahren verstorbenen Politikers innerhalb der nächsten beiden Wochen zum Beispiel im Europaparlament im französischen Straßburg stattfinden.
Geplant ist der "Bild am Sonntag" zufolge zudem eine öffentliche Totenmesse im Dom zu Speyer. Nach dem europäischen Staatsakt in Straßburg solle Kohls Sarg mit dem Schiff über den Rhein ins rheinland-pfälzische Speyer gebracht werden. Nach der Totenmesse werde der engste Familien- und Freundeskreis in der Traukapelle im Adenauerpark Abschied nehmen, berichtete das Blatt.
Wann auch in Deutschland ein Staatsakt zu Ehren des CDU-Politikers stattfindet, war zunächst nicht bekannt. Darüber entscheidet das deutsche Bundespräsidialamt. Kohls Tod rief auch am Wochenende weiterhin große Anteilnahme hervor. Papst Franziskus würdigte den Altkanzler als "großen Staatsmann und überzeugten Europäer".
Merkel: "Wir Deutschen verdanken ihm viel"
Kohl habe sich "um die Wiedererlangung der Einheit unseres Vaterlandes und die Europäische Einigung wie kaum ein anderer verdient gemacht", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag in ein im Kanzleramt ausgelegtes Kondolenzbuch. "Wir Deutschen verdanken ihm viel."
Zu Ehren Kohls läuft die deutsche Fußballnationalmannschaft bei ihrem Auftaktspiel beim Confed Cup am Montag im russischen Sotschi mit Trauerflor auf. Einem entsprechenden Antrag des Deutschen Fußball-Bundes gab der Weltverband FIFA statt, wie der Sportinformationsdienst (sid) berichtete.
Die Berliner CDU-Vorsitzende Monika Grütters sprach sich im "Tagesspiegel" dafür aus, eine Stiftung im Gedenken an Kohl einzurichten. Grütters kann sich auch vorstellen, dass in Berlin eine Straße oder ein Platz nach dem Ex-Kanzler benannt wird.
"Mit seinen besonderen Verdiensten um Europa und um die Einheit der Deutschen hat Helmut Kohl es verdient, dass in Berlin und anderen Städten auch Straßen und Plätze nach ihm benannt werden", sagte auch der frühere SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping in der "Welt am Sonntag". Thüringens SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sagte der Zeitung: "Besonders gut wäre es, wenn bei der Benennung nach Helmut Kohl die Straße oder der Platz einen Bezug zu Europa oder zur deutschen Einheit hätte."
(APA/AFP/dpa)