Oberbank schwimmt gegen den Strom

Clemens Fabry
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Immer mehr Bankfilialen schließen. Aber es gibt auch Institute, die sich dem Trend widersetzen.

Die Bankfiliale stirbt einen langsamen Tod. Die Zinsen sind so niedrig wie noch nie, was die Erträge schmälert. Dazu kommt der Boom beim Online- Banking. In Deutschland etwa ist die Anzahl der Filialen allein im vergangenen Jahr um mehr als 2000 gesunken.

Doch es gibt Banken, die sich dem Trend wiedersetzen. Sie eröffnen Zweigstellen, während die Konkurrenz aus Kostengründen immer mehr Standorte schließt. Ein Paradebeispiel: die Oberbank AG aus Linz.

"In der Bewegung gegen den allgemeinen Markttrend fühlen wir uns sehr wohl", sagt ihr Generaldirektor Franz Gasselsberger. "Seit 25 Jahren entwickelt sich der Jahresüberschuss parallel zur Filialanzahl."

Dabei zeigen Erhebungen: Vor allem die Regionalbanken müssten massiv Kosten sparen, um die stark rückläufigen Zinsüberschüsse auszugleichen und gleichzeitig die digitalen Kanäle auszubauen.

"Erfolgs- statt Kostentreiber"

Gasselsberger ist sich dennoch sicher: "Unsere Filialexpansion macht Sinn". Sein Unternehmen habe kein überdimensioniertes Netz und führe Filialen nur in attraktiven Regionen, in Ballungszentren und Bezirksstädten.

Zudem seien reine Abwicklungstätigkeiten in den letzten Jahren aus den Filialen genommen und zentral organisiert worden. "Deshalb sind die neuen Filialen nicht Kostentreiber, sondern Erfolgstreiber."

Im Jahr 1990 erwirtschaftete die Oberbank bei 85 Filialen einen Überschuss vor Steuern von 19,5 Mio Euro, 2016 waren es bei 159 Filialen bereits 219,1 Mio. Euro. Jetzt plant das Unternehmen acht weitere Eröffnungen - zwei in Deutschland, zwei in Österreich, und jeweils zwei in Tschechien und Ungarn. Bis 2020 soll das Netz auf 175 Standorte anwachsen.

Auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank setzt auf die Filiale. Im vergangenen Jahr kamen bei dem Kreditinstitut drei neue Beratungsbüros in Mainz, München und Frankfurt hinzu. Derzeit verfügt die Bank über insgesamt 84 Standorte in Deutschland. 

Filiale bleibt Anlaufstelle

"Für unsere Kunden ist und bleibt die Filiale eine wichtige Anlaufstelle", sagt Andreas Onkelbach, einer ihrer Vertriebsmanager. "Die Standardüberweisung erledigen Kunden meistens online. Wenn es aber um eine komplizierte Existenzgründung, die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau geht, dann ist das Gespräch mit dem Berater unersetzlich."

In der Schweiz ist es vor allem die Banque CIC Suisse, die mit ihren Expansionsplänen hervorsticht. Sie will bald in St. Gallen eine neue Geschäftsstelle eröffnen. Neben ihrem Hauptsitz in Basel betreibt sie Filialen in Zürich, Genf, Lausanne, Neuchâtel, Fribourg, Sion und Lugano.

Für ihren CEO Thomas Müller steht nicht das "Kostensenken" im Fokus, sondern "allerhöchste Qualität unserer Berater".

(Bloomberg)

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