Otto Warmbiers Leiche wird nicht obduziert

Otto Warmbier (re.) bei einer inszenierten Pressekonferenz in Nordkorea Ende Februar 2016.
Otto Warmbier (re.) bei einer inszenierten Pressekonferenz in Nordkorea Ende Februar 2016.(c) imago/ITAR-TASS (imago stock&people)
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Die Todesursache des auf Nordkorea zurückgekehrten US-Studenten kann nicht festgestellt werden. China weist Trump-Vorwürfe zurück, nicht genügend auf Nordkorea einzuwirken.

Die Leiche des aus Nordkorea zurückgekehrten und wenig später gestorbenen US-Studenten Otto Warmbier wird keiner Autopsie unterzogen. Ein entsprechender Wunsch der Eltern werde respektiert, teilte die Gerichtsmedizin am Dienstag (Ortszeit) im Bundesstaat Ohio mit. Eine genaue Todesursache könne derzeit nicht festgestellt werden.

Es seien äußerliche Untersuchungen durchgeführt worden, weitere Untersuchungen sowie die Sichtung von Unterlagen und Gespräche mit behandelnden Ärzten müssten folgen.

Der 22-jährige Warmbier war zum Jahreswechsel 2015/2016 nach Nordkorea gereist und festgenommen worden, als er zurückreisen wollte. Ihm wurde vorgeworfen, er habe ein Propagandaplakat in einem Hotel abgenommen und damit eine Straftat gegen den Staat begangen. Im März 2016 wurde er zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt, wenig später fiel er nach Angaben aus Nordkorea ins Koma. Nach seiner Rückkehr in der vergangenen Woche stellten die Ärzte in den USA schwere Hirnschädigungen fest, wie sie durch einen Sauerstoffentzug auftreten können. Warmbier starb am Montag im Kreise seiner Familie.

China kontert Trump-Kritik

Der Tod des aus nordkoreanischer Haft entlassenen US-Studenten Otto Warmbier hat die Spannungen verschärft. Nach dem Tod von Warmbier hatte US-Präsident Donald Trump China kritisiert, nicht ausreichend auf Pjöngjang einzuwirken. Er begrüße zwar die Bemühungen Chinas für eine diplomatische Lösung, es habe aber nicht funktioniert, erklärte Trump am Dienstag über Twitter. China sieht das anders. Die Volksrepublik unternehme vielmehr "unermüdlich Anstrengungen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Mittwoch in Peking.

Trump hatte mit seinen Äußerungen nach dem Tod des freigelassenen US-Studenten den Ton gegen das Regime von Kim Jong-un verschärft und den Druck auf China erhöht, Nordkorea zur Aufgabe seines Atom- und Raketenprogramm zu veranlassen. Trump machte "das brutale Regime" in Nordkorea für die schweren Hirnschäden verantwortlich, an denen Warmbier starb. Peking war lange Jahre enger Verbündeter Nordkoreas, ist zuletzt aber auf Distanz gegangen.

Südkorea fordert Freilassung von Gefangenen

Südkorea hat als Konsequenz von Warmbiers Tod die Freilassung aller im Nachbarland Nordkorea festgehaltenen Landsleute und Amerikaner gefordert. "Nordkorea hält weiter Südkoreaner und US-Bürger fest, es muss sie rasch an ihre Familien zurückgeben", hieß es in einer Erklärung des Büros von Präsident Moon Jae-in am Dienstag.

Moon warf der international isolierten Führung in Pjöngjang in einem Interview vor, die Menschenrechte nicht zu achten. Es sei "bedauerlich, dass Nordkorea die Menschenrechte nicht respektiert, bei denen es sich um universale Normen und Werte handelt", wurde Moon von seinem Büro zitiert. Das Interview mit einem ausländischen Medium sei noch nicht veröffentlicht worden.

Nach Angaben des US-Außenministeriums befinden sich derzeit noch drei weitere Amerikaner in einem Gefängnis in Nordkorea. Seoul geht davon aus, dass Nordkorea zudem mindestens sechs südkoreanische Staatsbürger wegen unterschiedlicher Vorwürfe festhält.

(APA/dpa/Reuters)

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