Computergestützte Assistenzsysteme sind weiter auf dem Vormarsch. Dabei können sie Schiedsrichtern Entscheidungen abnehmen, aber auch für durchaus große Verwirrung sorgen. Denn: Fehler passieren nicht nur Menschen.
London. Das Wembley-Tor, Diego Maradonas „Hand Gottes“, Thomas Helmers Phantomtor – Fehlentscheidungen sind Teil des Fußballs. Und sie haben Geschichte geschrieben. Doch mit der fortschreitenden Entwicklung der Informationstechnologie drängt sich die Frage auf, ob der Sport die Mittel der Technik nutzen soll, solche Fehlentscheidungen zu korrigieren. Die konservative Fraktion will den Sport unberührt von technischen Einflüssen belassen mit dem Argument, dass man dann montags nichts mehr zu diskutieren hätte. Die Fraktion der Progressiven hält dagegen, dass viel Geld auf dem Spiel stünde und die Bewahrer einer romantisierten Vorstellung vom Fußball nachhängen.
In den vergangenen Jahren hat sich der Fußball im Vergleich zu anderen Sportarten eher zaghaft neuen Technologien geöffnet: Die Uefa, die sich unter ihrem Vorsitzenden Michel Platini lange gegen elektronische Hilfsmittel versperrte, hat bei der EM 2016 erstmals die Torlinientechnik eingeführt. Und bei der Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland will die Fifa den Videobeweis einsetzen. Entgegen aller Widerstände schreitet die Technisierung des Sports unaufhaltsam fort. Schiedsrichter, die mit Ohrstöpseln, Mikrofonen und Empfangsgeräten verdrahtet und mit zahlreichen Gadgets ausgestattet sind, muten schon heute wie Robo-Referees an. Die US-Baseball-Liga MLB erlaubt seit vergangenem Jahr das Tragen zweier Wearables während der Partien. Dabei können die Daten nicht während des Spiels ausgelesen, sondern dürfen nur nach Spielende heruntergeladen werden. Die Teamärzte wollen damit das Verletzungsrisiko im Vorfeld besser erkennen.