"Nicht Politiker glücklich machen": Wolf warnt vor Druck auf ORF

INTERVIEW: ARMIN WOLF
INTERVIEW: ARMIN WOLF(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Der ZiB-2-Frontmann sieht den Versuch der Parteien, Einfluss auf die TV-Information zu gewinnen. Er nahm dazu in seiner Rede beim Axel-Corti-Preis Stellung.

"Zeit im Bild 2"-Frontmann Armin Wolf hat am Mittwoch eindringlich vor steigendem Druck der Politik auf den ORF gewarnt. In seiner Dankesrede für den Axel-Corti-Preis nahm er Kritik von Politikern, aber auch aus dem ORF selbst und dem Stiftungsrat zum Anlass, festzuhalten: Es sei nicht Job der ORF-Journalisten "Politiker glücklich zu machen". Der ORF gehöre nicht der Politik, sondern dem Publikum.

Wolf blickte zurück auf die Empörung des ehemaligen niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) nach dessen ZiB 2-Interview - Stichwort Privatstiftung - und auf die Abschiedsworte von Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei seinem Rücktritt. Die FPÖ rühme sich schon unterschiedlich scharfer Versionen eines neuen ORF-Gesetzes in der Schublade, die SPÖ kritisiere in den ORF-Gremien die TV-Information. Überhaupt bezögen die Parteien im Stiftungsrat neu Stellung. Und Online-Direktor Thomas Prantner, der einen "Verhörraum-Stil" anprangerte, sei "von ihm völlig unwidersprochen prominentester Verbindungsmann der FPÖ in die ORF-Führung".

ORF-Information werde für ihre Unabhängigkeit gelobt

All das kann für Wolf nur eines heißen: "Ich sehe keine andere Erklärung, als den Versuch der Politik, wieder mehr Einfluss auf den ORF zu gewinnen. Auf ein Unternehmen, von dem viele Politiker glauben, dass es doch irgendwie der Politik gehört."

"Mehr Einfluss auf den ORF" stehe im Allgemeinen für "mehr Einfluss auf die ORF-Information", setzte Wolf fort. Die habe in den vergangenen Jahren "deutlich an Publikum gewonnen" und werde für ihre Unabhängigkeit gelobt - nur eben nicht von der Politik. "Auffällig" nämlich sei, "dass sich alle Parteien gleichermaßen über die TV-Information beklagen". Als einen möglichen Grund sah Wolf darin, dass "dass wir über alle Parteien und Politiker gleichermaßen kritisch-distanziert berichten", was ja auch Aufgabe der ORF-Journalisten sei.

Wolf griff in diesem Zusammenhang einen "zentralen Vorwurf der Politik" auf, nämlich: "Die Fernseh-Information würde tun, 'was sie will'." Ein "wirklich interessanter Vorwurf", so der stellvertretende TV-Chefredakteur: "Genau so könnte man nämlich unabhängigen Journalismus definieren. Wer denn sonst sollte entscheiden, was und wie der ORF berichtet, als die dafür zuständigen Redaktionen?"

Kritik an geplanter Channel-Struktur mit eigenen Info-Abteilungen

Dass die derzeit gestoppte, aber grundsätzlich weiterhin geplante neue Channel-Struktur "für jeden Kanal (also ORF eins und ORF 2, Anm.) eine eigene Info-Abteilung" bringen soll, kritisierte Wolf. Er persönlich verstehe "bisher nicht genau", warum man sich in Sparzeiten einen "recht aufwändigen Umbau" leiste. "Dass diese Neuorganisation etlichen Politikern ein so großes Anliegen ist, macht einen gelernten ORF-Menschen einigermaßen misstrauisch."

Entscheidendes Kriterium für neue Strukturen müsse die Frage sein, wie der ORF noch interessanteres Programm machen und "so unbeeinflusst und unabhängig wie möglich" agieren könne. "Es müssen nämlich nicht Politiker und Parteien mit dem ORF zufrieden sein - unser Publikum muss zufrieden sein." Die BBC habe das "schöne alte Motto: Wir wollen unser Publikum unterstützen, qualifizierter am demokratischen Diskus teilzunehmen. Das ist unser Job", schloss Wolf: "Nicht Politiker glücklich zu machen." Nach- und Schlusssatz: "Egal, ob sie eine Privatstiftung haben oder nicht."

(APA)

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