Trump hat angeblich keine Tonbänder von Comey-Gesprächen

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Der US-Präsident drohte dem Ex-FBI-Chef mit der Veröffentlichung von Mitschnitten ihrer Treffen. Nun meint er, nicht einmal über deren Existenz Bescheid zu wissen.

Es ist ein bizarrer Höhepunkt der Russland-Affäre: US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben keine Aufnahmen seiner Gespräche mit dem damaligen FBI-Chef James Comey im Weißen Haus angefertigt. Das teilte Trump am Donnerstag auf Twitter mit. Über solche Aufnahmen wird seit Wochen spekuliert, Trump hatte das Thema damals selbst in die Welt gesetzt - ebenfalls auf Twitter.

Am Donnerstag schrieb Trump, angesichts breiter elektronischer Überwachung und des illegalen Weitergebens von Informationen wisse er nicht, ob von den Gesprächen mit Comey Aufzeichnungen existierten. Er habe jedenfalls keine gemacht, noch sei er in deren Besitz.

Trump hatte Comey am 9. Mai überraschend entlassen. Danach hatte der Präsident getwittert, Comey solle besser hoffen, dass es keine Bänder der Gespräche gebe, bevor er Informationen an Medien durchsteche. Der Ex-FBI-Chef sagte seinerseits Anfang Juni bei seiner Anhörung im Senat: "Herr im Himmel, ich hoffe, es gibt Aufzeichnungen!"

Parallelen zur Watergate-Affäre

Der Ex-FBI-Chef hatte in der Senatsanhörung irritierende Details aus den Gesprächen mit dem US-Präsidenten genannt. Trump und seine Anwälte hatten dem widersprochen. Comey hatte gesagt, in einer der Unterhaltungen habe ihn Trump dazu gedrängt, die Ermittlungen gegen dessen früheren Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn einzustellen.

Die Aufzeichnungen oder "Bänder" (tapes) spielten in der Diskussion über Comey und die dahinter liegende Russland-Affäre um eine Wahlbeeinflussung auch deswegen eine so große Rolle, weil sie eine mögliche Parallele der aktuellen Vorgänge zur Watergate-Affäre darstellten. Anfang der 70er Jahre waren Aufzeichnungen von Gesprächen Präsident Richard Nixons im Weißen Haus aufgetaucht. In Folge der Affäre trat Nixon zurück.

In den Ermittlungen des FBI, mehrerer Kongressausschüsse und eines Sonderermittlers geht es um den Verdacht, dass Russland die Präsidentenwahl 2016 beeinflusst haben könnte. Zudem wird untersucht, welche Verbindungen es zwischen Trumps Wahlkampfteam und Vertretern der Regierung in Moskau gab. Trump hat erklärt, es habe keine Geheimabsprachen gegeben. Auch Russland hat den Vorwurf der Wahlbeeinflussung zurückgewiesen.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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