Coaching statt Last-minute-Lernen

Schüler, die in der Schule weniger durch Wissen glänzen, können mitunter in der Nachhilfegruppe auch Selbstbewusstsein tanken.
Schüler, die in der Schule weniger durch Wissen glänzen, können mitunter in der Nachhilfegruppe auch Selbstbewusstsein tanken.(c) Schülerhilfe
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Oft wird erst nach Unterstützung gesucht, wenn der Hut schon brennt. Da bleibt dann wenig Zeit, um sich für das passende Institut zu entscheiden. Doch auch dann will die Nachhilfe sorgfältig gewählt werden.

„Nachhaltiger als Nachhilfe ist Lerncoaching“, sagt Michael Cerny, Leiter des Instituts Team Plus und Gründer von Nachhilfe fair, einer Arbeitsgemeinschaft von Lernhilfeinstituten zur Förderung von Qualitätsnachhilfe. Diese hat Kriterien definiert, die Eltern und Schülern dabei helfen sollen, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Zu den Kriterien zählen unter anderem die Räumlichkeiten eines Anbieters, ob man eine längere Bindung eingehen muss und nicht zuletzt eine faire, transparente Preisgestaltung. „Wichtig ist eine unverbindliche Erstberatung, das Kind sollte sich zudem wohlfühlen“, erläutert Cerny. Seine Empfehlung: immer zuerst ein Institut aufsuchen und sich einen persönlichen Eindruck verschaffen.

„Ein Qualitätskriterium ist eine flexible Unterrichtsgestaltung sowohl was die Stoffvermittlung als auch was die Terminplanung betrifft“, erläutert Maxi Luft, Franchisenehmerin des Nachhilfeinstituts Abacus. Außerdem sei es wichtig, „dass das gesamte Umfeld des Schülers beleuchtet wird, von der familiären über die schulische und persönliche Situation. Es sollte in einem ausführlichen Gespräch ein gemeinsamer Plan für das Erreichen einer besseren Note geschmiedet werden“, sagt Konrad Zimmermann, Geschäftsführer von Lernquadrat. Ein weiterer Hinweis auf Qualität sei es, wie der Anbieter auf Kritik reagiere, etwa wenn der Unterricht beim Schüler nicht fruchtet. Dann gibt es noch die Möglichkeit, sich ein Institut nach einer Zertifizierung auszusuchen. Wie die Schülerhilfe, die als deutsches Unternehmen mit knapp 100 Franchiseniederlassungen in Österreich vom TÜV Nord überprüft wird und nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert ist.

Auch wenn sich bezüglich des Stellenwerts dieser Zertifikate die Geister scheiden, Nachhilfe an sich wird fleißig in Anspruch genommen: Rund 100 Millionen Euro werden laut einer Arbeiterkammer-Studie vom Mai 2017 in Österreich für Nachhilfe ausgegeben, pro Schüler im Schnitt 710 Euro. Am häufigsten für die AHS-Oberstufe – da können die meisten Eltern einfach nicht mehr mit.

Einzelunterricht oder Gruppe?

Meist wird hier externer (Einzel-)Unterricht gesucht. Doch diese Form der Nachhilfe ist nicht immer die beste Variante. „Sie ist zu bevorzugen, wenn man größere Lernlücken hat, etwa wenn das Kind länger krank war oder durch pubertäre Schwierigkeiten außergewöhnlichen Nachholbedarf hat“, rät Cerny. Gehe es nur um die Festigung des Lernstoffs oder um Hausaufgabenbetreuung, sei eine Gruppe empfehlenswert. „Einzelunterricht ist auch bei Schülern zu empfehlen, die sehr schüchtern sind und für die es sehr unangenehm ist, vor anderen Kindern Fragen zu stellen“, ergänzt Zimmermann. Bei Gruppen sei es wichtig, auf die Anzahl der Schüler zu achten, maximal fünf bis sechs seien optimal. „In der kleinen Gruppe ist plötzlich ein Schüler der Beste, der bisher in der Klasse vielleicht immer schlecht war. Hier kann er oder sie eventuell sogar mehr als ein anderer Schüler.“

In der Regel nehmen Eltern und Kinder erst Nachhilfe in Anspruch, wenn die Not schon groß ist. „Es ist sinnvoll, sobald es einem Schüler bei einem Stoffgebiet schwerfällt, Hilfe zu finden. Helfen kann vorerst zum Beispiel ein guter Mitschüler, der Fragen beantwortet oder mit dem man diskutieren kann. Auf jeden Fall ist es ratsam zu reagieren, bevor die ersten negativen Noten da sind. Einer schlechten Note vorzubeugen ist einfacher, als ein Nicht genügend auszubessern“, sagt Michael Kalina, Regionalleiter für die Schülerhilfe Österreich. Sehr oft kommt man an diesen Punkt, wenn ein Kind beispielsweise von der Volksschule ins Gymnasium übertritt. „An dieser Stelle wäre es wichtig, Lerncoaching zu betreiben. Also dem Schüler Lerntechniken oder Zeitmanagement zu vermitteln“, sagt Cerny.

Keine Jagd nach guten Noten

Zu viel des Guten sei allerdings zu vermeiden. Man könne es mit Nachhilfe auch übertreiben, „nämlich dann, wenn man als Elternteil aus den Augen verliert, worum es eigentlich in der Schule geht. Nämlich Kinder und Jugendliche für das spätere Leben und den Beruf vorzubereiten und nicht die besten Noten zu jagen. Wichtig ist jedoch, dass unsere Kinder gesunde und glückliche Menschen werden. Wenn das Lernen und das Streben nach guten Noten krank macht, dann sollte man die Reißleine ziehen“, empfiehlt Zimmermann. Gerade jetzt gilt mehr denn je: „Wenn nicht gerade eine Nachprüfung ansteht, sollten Ferien Ferien sein“, sagt Luft.

Web:www.schuelerhilfe.at

www.lernquadrat.at

www.nachhilfe-fair.at

www.team-plus.at

www.abacus-nachhilfe.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2017)

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