SPÖ gibt grünes Licht für WhatsApp-Überwachung

Es soll kein Bundestrojaner eingesetzt werden, also keine Software, die alles - auch private Daten - auslesen kann.REUTERS/Darren Staples
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Die SPÖ stimmt einem Sicherheitspaket unter Bedingungen zu, sagt Justizsprecher Jarolim. Damit könnte Internetkommunikation so wie herkömmliche Telefonie überwacht werden.

Die SPÖ ist bereit, ein "Sicherheitspaket" zu beschließen und damit die Überwachung von WhatsApp- und Skype-Kommunikation zu ermöglichen. Es müsse aber sichergestellt sein, dass kein Bundestrojaner eingesetzt wird - und dass das Gesetz nicht erlaubt, alle Menschen ohne Anlass zu überwachen, erklärte Justizsprecher Hannes Jarolim zu den Appellen der ÖVP.

Das "Sicherheitspaket" besteht aus zwei Teilen: Eine von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) vorlegte Sicherheitspolizeigesetz-Änderung soll die Erfassung von Autokennzeichen und den Einsatz auch privater Videokameras zur breitflächigen Überwachung des öffentlichen Raumes ermöglichen. Mit einer von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) vorgelegten Novelle zur Strafprozessordnung soll die Internettelefonie (also Skype, WhatsApp und Ähnliches) ebenso überwacht werden können wie herkömmliche Telefonate - bei bestehendem Verdacht und mit Genehmigung eines Richters.

Brandstetter: Kein Bundestrojaner

Brandstetter hat zugesichert, dass dafür kein "Bundestrojaner" eingesetzt wird, also keine Software beim Überwachten eingeschleust wird, die alles - auch private Daten - auslesen kann. Diese Zusicherung reicht Jarolim nicht aus - zumal sich der Innenminister immer wieder öffentlich sowohl einen Bundestrojaner als auch eine umfassende Datenerhebung von sämtlichen in Österreich befindlichen Personen ohne jede Verdachtslage wünscht.

In einem offenen Brief an Brandstetter versichert Jarolim mit Hinweis auf eine lange Diskussion im jüngsten Justizausschuss, dass die SPÖ "an konstruktiven Lösungen ... schon im Sinne unserer gemeinsamen Verantwortung interessiert" sei und "daher deren Umsetzung auch weiterhin forciert betreiben" werde. Die SPÖ will die Entwürfe aber einer sechswöchigen Begutachtung unterziehen. Experten sollen etwa erklären, ob die Überwachung der Internet-Telefonie ohne Bundestrojaner überhaupt möglich ist.

ÖVP zuversichtlich

Die ÖVP hält eine Ausschussbegutachtung für ausreichend und möchte vorher von der SPÖ die Erklärung, dass sie zustimmt. Dies nährt bei Jarolim den Verdacht, dass die Volkspartei vielleicht gar nicht daran interessiert sei, das "Sicherheitspaket" noch vor der Wahl zu beschließen. Auch angesichts der ständigen "Querschüsse" Sobotkas halte er es für möglich, dass die ÖVP nur Lösungsbereitschaft vorgibt, in Wirklichkeit aber an einer Lösung gar nicht interessiert ist sondern nach Wahlkampfthemen suche, meinte Jarolim gegenüber der APA.

Brandstetter reagierte am Samstag grundsätzlich positiv auf den offenen Brief Jarolims. Für ihn nährt sich damit die Hoffnung, dass die SPÖ kurz davorstehe, ihre Linie beim Sicherheitspaket zu überdenken und den "unnötigen Eiertanz" zu beenden. Es sei gut, dass die SPÖ auf einen lösungsorientierten Weg zurückkehren wolle, um möglichst rasch in die Umsetzung zu kommen, meinte auch Innenminister Sobotka: "Wir stehen für Gespräche jedenfalls bereit, die Tage bis zum anstehendem Plenum geben uns die Gelegenheit dazu." Der Nationalrat tagt am Mittwoch. 

(APA)


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