London evakuiert fünf Hochhäuser wegen Brandgefahr

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800 Wohnungen in der britischen Hauptstadt werden nach der Grenfell-Katastrophe aus Sicherheitsgründen geräumt. Ein Benefizsong für die Opfer knackt einen Jahrzehnterekord.

Nach der Brandkatastrophe im Londoner Grenfell-Tower wurden fünf Hochhäuser mit insgesamt 800 Wohnungen in der britischen Hauptstadt evakuiert. Wegen Feuergefahr würden die Hochhäuser "umgehend geräumt", teilte die Stadtverwaltung im Bezirk Camden am Freitagabend mit. Es bestünden Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Fassadenverkleidung, hieß es.

"Grenfell ändert alles, und ich glaube nicht, dass wir ein Risiko eingehen sollten", erklärte Behördenvertreterin Georgia Gould. Die Wohnungen würden "sofort" geräumt, es könne "nicht garantiert werden, dass die Menschen sicher sind".

Bei dem verheerenden Brand im Grenfell-Tower waren in der vergangenen Woche mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer in dem 24-stöckigen Sozialbau hatte sich rasend schnell über die Fassade ausgebreitet. Das Material der Außenverkleidung steht daher im Zentrum der Aufarbeitung der Katastrophe. Als Konsequenz aus dem Unglück hatten die Behörden eine Untersuchung von ähnlich gebauten Hochhäusern in ganz England veranlasst.

Bewohner kommen in Hotels unter

Der Grund für die nun angeordneten Evakuierungen seien "dringende Arbeiten zur Brandsicherheit", teilten die Behörden am späten Freitagabend mit. Die Entscheidung sei nach einer Inspektion der Londoner Feuerwehr getroffen worden. Die Feuerwehrleute sagten demnach, sie könnten die Sicherheit der Bewohner nicht garantieren.

Die Bewohner mussten ihre Apartments noch am Freitagabend verlassen und sollten unter anderem in Hotels untergebracht werden. Die Arbeiten an den nun geräumten Gebäuden im nördlichen Stadtbezirk Camden sollen drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Mehr als 80 Menschen blieben allerdings in ihren Wohnungen. Sie hätten sich geweigert, die Häuser im Stadtteil Camden zu verlassen, berichteten Behörden am Samstag.

Benefizsong räumt ab

Knapp zwei Wochen nach der Brandkatastrophe ist ein Benefiz-Song für die Opfer an die Spitze der britischen Charts geklettert. Bis Freitag verkaufte sich die von dutzenden Stars wie Robbie Williams und Paloma Faith eingespielte Coverversion des Simon & Garfunkel-Hits "Bridge Over Troubled Waters" mehr als 170.000 Mal.

Laut der britischen Official Charts Company verkaufte sich der Song allein am ersten Tag 120.000-mal - das ist der höchste Verkauf am Erscheinungstag für eine Single in diesem Jahrzehnt. Die Erlöse aus dem Verkauf gehen an eine Stiftung, mit der die Überlebenden der Brandkatastrophe und Angehörige der Todesopfer unterstützt werden sollen.

(APA/dpa/AFP)

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