Rendi-Wagner: Niedrige Frauenquote eine "strukturierte Diskriminierung"

(c) Clemens Fabry
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Nach einer neuen gesetzlichen Vorgabe für börsennotierte Unternehmen und größere Betriebe sollen 30 Prozent der Aufsichtsräte Frauen sein.

Die Zahl der weiblichen Aufsichtsräte in österreichischen Unternehmen soll ab kommendem Jahr deutlich steigen. Der Nationalrat beschließt dazu am Mittwoch eine gesetzliche Frauenquote. Konkret soll ab 2018 in börsennotierten Unternehmen sowie Betrieben mit über 1000 Beschäftigten ein 30 Prozent-Frauenanteil in den Gremien erreicht werden. 200 Unternehmen dürften von der Maßnahme betroffen sein.

"Es ist eine Tatsache, dass Frauen in der Privatwirtschaft in Österreich noch ein großes Karrierehindernis haben, und dieses Karrierehindernis heißt Geschlecht", sagte Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) am Montag bei einem Hintergrundgespräch mit der deutschen Staatssekretärin Elke Ferner und ÖGB-Frauenchefin Renate Anderl. Die Frauenquote für Aufsichtsräte soll helfen, die "gläserne Decke" zu durchbrechen, erklärte Rendi-Wagner.

Derzeit gibt es in österreichischen Aufsichtsräten nur 18 Prozent Frauen - für Rendi-Wagner ein klares Ungleichgewicht und eine "strukturelle Diskriminierung" von Frauen. Dass die Frauenquote wirkt, zeigen laut der Ministerin zum einen staatsnahe Firmen, wo es entsprechende Vorgaben schon seit längerem gibt und der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien in den letzten Jahren auf 40 Prozent gestiegen ist. Und die Wirkung zeige sich vor allem in europäischen Ländern wie Island, Norwegen, Frankreich oder Deutschland, wo es bereits verpflichtende Frauenquoten gibt.

"Prinzip des leeren Stuhls"

Auch die deutsche Regelung sieht eine Mindestquote von 30 Prozent Frauen vor - für börsennotierte und voll mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Mitarbeitern. Werden diese Vorgaben bei der Neubestellung bzw. Nachbesetzung der Gremien nicht erfüllt, dann bleibt das Aufsichtsratsmandat unbesetzt. Auf dieses Prinzip des leeren Stuhls setzt auch die österreichische Regelung, die mit 1. Jänner in Kraft tritt. In Deutschland wirkt die feste Quote, berichtete Staatssekretärin Ferner.

Für ÖGB-Frauenchefin Anderl ist wichtig, dass auch die österreichische Regelung vorsieht, dass beide Seiten im Aufsichtsrat, Eigentümervertretung und Belegschaftsvertretung, die Frauenquote erfüllen müssen. Vor allem im Handel erwartet Anderl Auswirkungen. Dort arbeiten überwiegend Frauen, aber nur 12,9 Prozent der Aufsichtsräte sind Frauen. "Da schrillen bei uns die Alarmglocken", sagte die ÖGB-Frauenchefin. Für Rendi-Wagner ist die Quote "kein Allheilmittel", sondern ein politisches Steuerungsinstrument für eine "gendergerechte Arbeitswelt".

(APA)

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