Zu heiß und zu trocken für Getreide und Wälder

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Vor allem heimische Getreidearten stecken die aktuellen Wetter-Bedingungen nur schlecht weg. Das Hauptproblem ist die Trockenheit, auch kurzzeitiger Niederschlag wie am vergangenen Wochenende bringt wenig.

Nicht nur der Bevölkerung, sondern auch den Feldern und Wäldern Österreichs machen die aktuelle Hitze und Trockenheit zu schaffen. Wenn es nicht bald ein paar Tage ergiebig regnet, drohen Ernteverluste und Schädlingsbefall, warnen Experten. In der Landwirtschaft sei außerdem ein Trend zur Bewässerung von Getreidepflanzen festzustellen. Das war bis vor kurzem unrentabel.

Sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft sei die Trockenheit das größere Problem als die hohen Temperaturen. Wichtige Getreidearten wie Weizen und Gerste können damit schlecht umgehen, ebenso Zuckerrüben, sagt Hans-Peter Kaul vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Teilweise versuchen die Landwirte sich mit Bewässerung zu helfen. Bis vor zehn Jahren habe man lediglich Gemüse systematisch gegossen, fallweise auch Zuckerrüben und Mais für die Saatgutproduktion. Bei Getreide war das bisher finanziell unattraktiv.

"Mittlerweile werden im Marchfeld Weizen und Sojabohnen bewässert", berichtet Kaul. Wenn Brunnen und die nötige Infrastruktur vorhanden sind, lohne sich das heutzutage schon sehr häufig und geschehe deshalb immer öfter. Wo nicht bewässert wird, drohen Ernteausfälle. Aktuell etwa für Weizen und Gerste. Bei Zuckerrüben und Mais, die erst Anfang Herbst geerntet werden, sei die Situation noch nicht so kritisch. Gibt es bis dahin noch eine kühlere, feuchtere Phase, wären sie gerettet. "Wenn es aber so bleibt, also einen richtig knallharten Sommer gibt, dann wird man hier garantiert massive Ertragseinbußen haben", so der Pflanzenforscher.

Kurzzeitiger Niederschlag bringt wenig

Die Hitze war bis vor kurzem kein Thema in der Landwirtschaft, und wurde auch in der Forschung kaum berücksichtigt, weil im gemäßigten Klima keine problematischen Temperaturen auftraten, sagte er. Weizen und Co könnten bis zu 32 Grad Celsius locker wegstecken. Klettert die Thermometersäule aber mehrere Tage lang über 35 Grad, sei dies für die heimischen Getreidearten kritisch, selbst wenn für die Pflanzen genügend Wasser zur Verfügung steht.

Kurzzeitiger Niederschlag wie am vergangenen Wochenende bringt den Ackerpflanzen wenig. "Ideal wäre jetzt eine Westwetterlage mit zwei bis drei Tage lang immer wieder ordentlichen Schauern", so Kaul. "Danach schaut es aber momentan nicht aus", betonte Mortimer Müller vom Institut für Waldbau der Boku Wien. Er wünsche sich auch für die Wälder Niederschläge in diesem Ausmaß, also 30 bis 40 Millimeter auf mehrere Tage verteilt. Denn auch die Bäume leiden unter der Trockenheit.

Vor allem im Nordosten des Landes, also im Wald- und Weinviertel (NÖ) sowie in Teilen des Mühlviertels (OÖ) sei es schon seit mehreren Monaten zu trocken. Die Bäume können deshalb kaum mehr Feuchtigkeit aus Tiefenwasser in ihre Kronen holen, müssen ihre Photosyntheseleistung drosseln, produzieren weniger Sauerstoff und ihr Wachstum wird gehemmt. Durch den lange anhaltenden Dürrestress sind sie anfälliger auf Schädlinge wie zum Beispiel Borkenkäfer, sagte er.

Bewässerung am besten nächtens und tröpfchenweise

Wer einen Garten besitzt, sollte ihn am besten in der Nacht gießen, früh am Morgen und spätabends wären auch passend, erklärte Kaul: "Wenn die Sonne draufknallt, verdunstet das meiste nämlich gleich wieder." Eine Tropfbewässerung, bei der Rohre am Boden verlegt werden, aus denen stetig geringe Mengen an Wasser tropfen, sei dem Gießen per Gartenschlauch oder Sprinkler weit überlegen. Dabei verdunsten nämlich bis zu 70 Prozent des eingesetzten Wassers in der Luft und gelangen gar nicht zu den Pflanzen. "Bei der Tropfbewässerung wird jedoch das meiste des investierten Wassers an die Pflanzen gebracht", sagte er. Solche Systeme seien etwa in Baumärkten "relativ günstig" erhältlich.

Auch aus einem anderen Grund sollte man nicht zur Mittagshitze gießen, nämlich weil Pflanzen dadurch Verbrennungen erleiden. Berufsgärtner haben dieses Phänomen lange Zeit es als Laien-Irrtum abgetan, doch ungarische Pflanzenforscher zeigten vor einigen Jahren, dass Wassertröpfchen tatsächlich Sonnenstrahlen wie Brenngläser bündeln und die Blätter darunter massiv geschädigt werden.

Nicht nur den Wiesen- und Feldpflanzen, auch den Bäumen würde es bei Hitze und Trockenheit helfen, wenn man sie gießt, sagte Müller. Allerdings müsste man hier große Mengen Wasser zuführen und der Effekt wäre nur kurzfristig. "Wegen des extremen Wasserverbrauchs würde ich dies nicht generell empfehlen", betonte der Waldexperte.

(APA)

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