Wie „Putins Koch“ das Ölgeschäft des Islamischen Staates übernehmen will

MOSCOW RUSSIA MARCH 10 2017 Concord Catering General Director Yevgeny Prigozhin seen after the
MOSCOW RUSSIA MARCH 10 2017 Concord Catering General Director Yevgeny Prigozhin seen after the(c) imago/ITAR-TASS (imago stock&people)
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Noch sitzt der IS auf diversen Öl- und Gaslagerstätten in Syrien. Die syrische Regierung überlegt, diese mit Russen zu befreien. Aber was hat Putins Koch damit zu tun?

Er ist kein gänzlich Unbekannter – Jewgeni Prigoschin, Unternehmer aus der zweitgrößten russischen Stadt Sankt Petersburg. Einst, noch zu Sowjetzeiten, saß er wegen Diebstahls und Betrugs jahrelang im Gefängnis. Später dann wurde er Wladimir Putins Koch, ehe er seine Aktivitäten rasant ausweitete: so beliefert er mit seinem Catering-Unternehmen die russische Armee und in Moskau auch Schulen. Millionen bringt auch die Essenszustellung für das Katastrophenschutzministerium. Und soweit die Recherchen von Russlands Korruptionsaufdecker Alexej Navalny stimmen, unterhält Prigoschin in St. Petersburg berüchtigte Troll-Fabriken, wo angeblich alle Pro-Putin-Kommentare im Internet produziert werden.

Damit will sich Prigoschin aber offenbar nicht zufrieden geben. Denn nun greifen er bzw. das Unternehmen „Evro Police“, das mit ihm in Zusammenhang gebracht wird, nach einem nicht minderen Geschäft im Ausland.

Wie die russische Agentur Fontanka.ru und diverse russische Medien diese Woche berichteten, könnte „Evro Police“ ein Viertel der Öl- und Gasförderung aus den Gebieten in Syrien erhalten, die aus den Händen des Islamischen Staates zurückerobert werden. Die Agentur beruft sich dabei auf eine Quelle, die dem russischen Energieministerium nahestehen. Laut dieser Quelle habe diese Firma im Dezember in Moskau eine auf fünf Jahre wirksame Absichtserklärung mit dem Ölminister Syriens unterzeichnet.

Verbindungen zu Privatarmee

Diesem Dokument zufolge verpflichtete sich „Evro Police“ dazu, die von den Terroristen besetzten Öl- und Gaslagerstätten zu befreien und später zu bewachen. Der Hintergrund: Vom Firmennetzwerk Prigoschins aus gebe es Verbindungen zur Privatarmee namens „Gruppe Wagner“, die ab 2014 auf der Krim und in der Ostukraine aktiv war und 2015 nach Syrien verlegt wurde, wo sie unter anderem an der Befreiung der Stadt Palmyra mitgewirkt hat. Die Stärke der Truppe, die aus ehemaligen Offizieren diverser russischer Sicherheitsapparate besteht, wird auf 400 Mann geschätzt. Auch Prigoschin hat in die Truppe investiert.

Die Existenz der Absichtserklärung wurde auch gegenüber der russischen Wirtschaftszeitung RBK bestätigt – und zwar aus dem Umfeld Prigoschins wie auch aus dem Umfeld der Privatarmee. Laut Fontana.ru arbeiten Mitarbeiter von „Evro Police“ in Syrien bereits bei der Wiederherstellung von Ölförderanlagen mit und seien auch im Brandschutz aktiv.

Das russische Energieministerium hat die von den Journalisten angefragten detaillierteren Informationen zur Absichtserklärung unter Verweis auf das „Betriebsgeheimnis“ nicht gewährt und die Angelegenheit auch nicht kommentiert.

Putins Sprecher, Dmitri Peskow, erklärte, der Kreml beschäftige sich nicht mit der Nachforschung, was russische Unternehmen im Ausland machen. „Wir haben keine Information in dieser Hinsicht“, sagte er am Dienstag.

Prigoschin selbst und seine Unternehmen wurden übrigens von den USA mit Sanktionen belegt. Prigoschin habe laut US-Finanzministerium „ausführliche Geschäftsverbindungen mit dem Verteidigungsministerium“. Eine seiner Firmen baue Militärbasen an der ukrainischen Grenze.

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