Biografie eines Makellosen: Fischer-Heinzi – ganz nah

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Der Bundespräsident, journalistisch bearbeitet. Elisabeth Horvath, einst „Wochenpresse“-Redakteurin, hat's gewagt, persönliche Sympathie zum beschriebenen Objekt lässt sich nicht verhehlen.

WIEN. Wie beschreibt man das Leben eines Heiligen, eines Mannes ohne Fehl und Tadel seit Kindheitstagen? Elisabeth Horvath, einst „Wochenpresse“-Redakteurin, hat's gewagt, persönliche Sympathie zum beschriebenen Objekt lässt sich nicht verhehlen. Aber: Wer, bitte, findet den Fischer-Heinzi nicht sympathisch?

Die Vita eines Makellosen also. Dass einem Spitzenpolitiker, der seit 45 Jahren im „Geschäft“ ist, keine einzige Fehleinschätzung unterlief, grenzt ans Wunderbare. Schon als Hietzinger Gymnasiast strebsam, aber kein Duckmäuser; als Teenager ein hübscher Bub, jedoch gegen Mädchenschwärmereien immun; erfrischende Diskussionen mit dem Religionslehrer, später dann Agnostiker, standesamtliche Hochzeit, Kirchenaustritt 1995 im Gefolge der „Affäre Groër“.

Im Verband Sozialistischer Mittelschüler, geworben vom Vorsitzenden Karl Blecha, wird er sozialisiert. Hier trifft er erstmals Margit Binder, Tochter des späteren Generaldirektors der „Städtischen“.

Der junge Mann will zunächst Astronomie studieren, entscheidet sich dann aber für Jus. Beim Bundesheer (Funker) fällt er nicht gerade durch Widerborstigkeit auf.

Zu dem um 22 Jahre älteren Rechtsanwalt der SPÖ, Christian Broda, entwickelt der junge Jurist eine geistige und emotionale Verbundenheit, die beide in hohe und höchste politische Ämter bringen sollte. „Er war ja so anständig und höflich, immer nett, hilfsbereit“, erinnert sich „Liesl“ Pittermann. Da ist der Frauenschwarm schon parlamentarischer Klubsekretär.

Im „Fall Olah“ steht der junge Sekretär aufseiten der Gegner des SPÖ-Innenministers: Er hat die richtige Seite erspürt – Olah wird politisch exekutiert. Dann der „Fall Borodajkewycz“. Fischer verfasst zwei Artikel in der „Zukunft“ über die Tiraden des Welthandelprofessors. Dass die Mitschrift von Ferdinand Lacina stammt, verschweigt er im Prozess, er wird verurteilt, 1965 in zweiter Instanz freigesprochen.

Auch das Liebeswerben des 31-Jährigen vollzieht sich ordentlich, sachlich, protokollgerecht: „Es wäre doch eine gute Entscheidung, wenn wir heiraten“, sagt er. Und sie? Sie hält dies auch für einen guten Vorschlag, wird uns berichtet.

Kreisky kontra Wiesenthal

1975 tritt der teuflische Versucher, in einem Konflikt Partei ergreifen zu müssen, heran. „Eine extrem schwierige Situation“ für den Fraktionschef in der Fehde Kreiskys mit Simon Wiesenthal. Fischer steht auf Kreiskys Seite, entwirft den abenteuerlichen Plan eines parlamentarischen U-Ausschusses, wenn Wiesenthal seine Klage gegen Kreisky fallen lässt. Dass er hier auf der falschen Seite stand, hat Fischer jahrelang beschäftigt, gesteht seine Biografin.

Die schwerste Auseinandersetzung seit Olahs Sturz, das Königsdrama Kreisky–Androsch, erlebt Fischer auch als Klubobmann. In den Streit mischt er sich nicht ein. Auch im „Fall Waldheim“ gehört Fischer nicht zu jenen, die noch Öl ins Feuer gießen. Eine detaillierte Abfolge der Anti-Waldheim-Kampagne wird im Buch jedoch peinlich vermieden. So bleiben die zeitgeschichtlich interessanten Geheimnisse, über die Fischer Auskunft geben könnte, behutsam ausgeblendet. Vielleicht folgen in der zweiten Amtszeit noch erhellende Memoiren dieser Zentralfigur der kleinen heimischen Innenpolitik.

DAS BUCH

Autorisiert.
Elisabeth Horvath
schildert in ge-konnter Manier den Werdegang Heinz Fischers.
Die Biografie ist am Donnerstagabend in der Albertina vorgestellt worden (Kremayr & Scheriau, 255 Seiten, 23).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2009)

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