Von etablierten zu debütierenden Kandidaten: Die Geschichte der Bachmann-Preisträger spiegelt die gesellschaftliche Entwicklung.
In den Ohren von Literaturkennern klingen die Namen der ersten Preisträger des Bachmann-Preises wie Paukenschläge: Gert Jonke, Ulrich Plenzdorf, Gert Hofmann, Sten Nadolny, Urs Jaeggi (1977–1981). Dem Literaturbetrieb unbekannt waren alle fünf nicht mehr, als sie die rasch renommierte literarische Auszeichnung in Klagenfurt entgegennahmen. Jonke hatte mit seinem 1969 erschienenen „Geometrischen Heimatroman“ in der Szene bereits Furore gemacht. Zum Bestseller taugte der Roman allerdings nicht, dazu war er zu experimentell. Aber er gab eine Richtung vor: die Verbindung der Avantgarde mit erzählerischer Tradition.
Der erste Megaseller, der in der Dunkelheit des Klagenfurter ORF-Theaters geboren wurde, war „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny. Der Erfolg des Romans läutete das Ende der Ära Avantgarde und den Beginn der „Faction“ ein, also der Kombination aus historischen Fakten und der Fantasie des Autors. Welche Art von Texten in Klagenfurt reüssierte, hatte in den ersten Jahren Signalwirkung auf den Literaturbetrieb. Bereits berühmt war Ulrich Plenzdorf bei seinem Antreten am Wörthersee. Mit dem erst als Bühnenstück, dann zum Roman ausgearbeiteten „Neuen Leiden des jungen W.“ war er zum Star geworden. Er hatte die Klassik in die DDR-Gegenwart geholt. Der Bachmann-Preis wurde ihm für die Erzählung „kein runter kein fern“ zuerkannt.