Wimbledon

Der "heilige Rasen" gibt Dominic Thiem Hoffnung

Die Bedingungen in London kommen Dominic Thiem mehr als in Halle und Antalya entgegen.
Die Bedingungen in London kommen Dominic Thiem mehr als in Halle und Antalya entgegen.APA/KEYSTONE/PETER KLAUNZER
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Nach der verpatzten Vorbereitung hat Thiem für den Grand Slam in Wimbledon zu vorsichtigem Optimismus gefunden. Haider-Maurer eröffnet, Ofner genießt.

London/Wien. Mit nur einem Sieg aus drei Partien verlief die Vorbereitung auf Rasen bei Dominic Thiem gar nicht nach Wunsch, auf dem „heiligen“ Gras in Wimbledon soll nun alles anders werden. Mit großen Tönen hält sich Österreichs Nummer eins vor der Auftaktpartie gegen den Kanadier Vasek Pospisil am Dienstag aber zurück. „Die erste Runde ist schon sehr, sehr heikel und gefährlich“, meinte der Weltranglistenachte, gab sich aber vorsichtig optimistisch: „Ich habe in den vergangenen Tagen gut trainiert und habe noch etwas Zeit, in der ich noch Feinheiten verbessern kann.“

Betreuer Günter Bresnik möchte die schwachen Auftritte seines Schützlings in Halle und Antalya nicht überbewerten. Die Rasenqualität bei diesen Turnieren sei mit jener in Wimbledon überhaupt nicht zu vergleichen, das hätten die letzten Trainingstage in London deutlich gemacht. „Das war ein total flacher Absprung und extrem schnell. So wie hier auf Rasen gespielt wird, das kommt dem normalen Tennis sehr nahe“, sagte der langjährige Trainer und konstatierte eine deutliche Leistungssteigerung: „Was er auf Rasen jetzt spielt, schaut gut aus.“ In Wimbledon könne Thiem wieder sein Grundlinienspiel einsetzen, zudem habe er wieder Vertrauen in seinen Aufschlag gefunden.

Bresnik: „Keine Tiefstapelei“

Die Zielsetzung hält Thiem bewusst niedrig. „Ich will weiter kommen als bisher, also weiter als in die zweite Runde“, sagte der 23-Jährige, für Bresnik der richtige Zugang: „Für mich ist ein unberechtigtes Selbstvertrauen noch schlimmer als gar keines. Was Dominic sagt, ist kein Tiefstapeln, sondern intelligent und realistisch.“ Schließlich sei Auftaktgegner Pospisil keine einfach zu nehmende Hürde. Der Kanadier liegt in der Weltrangliste aktuell 68 Plätze hinter dem Niederösterreicher, ist aber ein starker Serve-Volley-Spieler und stand in Wimbledon 2015 schon einmal im Viertelfinale. „Für einen Gesetzten ist Pos-pisil eines der 20 unangenehmsten Lose. Er ist richtig, richtig unangenehm“, betonte Bresnik. Zumal Thiems Qualitäten auf Rasen nicht ganz so gut zur Geltung kämen. „Da reichen dann halt ein, zwei gute Schläge, damit würdest du auf anderen Belägen nicht durchkommen.“

Sollte Thiem am Dienstag gewinnen, wäre Gilles Simon (FRA) oder ein Qualifikant der Zweitrundengegner. Im Viertelfinale könnte es wie in Paris ein Duell mit Novak Djoković geben.

Ofner: „Unbeschreiblich, geil“

Den rot-weiß-roten Auftakt im All England Lawn Tennis and Croquet Club machte heute Andreas Haider-Maurer gegen den Spanier Roberto Bautista Agut. Der Waldviertler gibt nach 19 Monaten Pause wegen einer hartnäckigen Fersenverletzung sein Comeback. Komplettiert wird das österreichische Aufgebot im Hauptbewerb durch Sebastian Ofner, der überraschend die Qualifikation gemeistert hat und es am Dienstag mit dem Brasilianer Thomaz Belluci zu tun bekommt. „Das Gefühl ist unglaublich, unfassbar. Beim Grand Slam dabei zu sein, ist unbeschreiblich und natürlich richtig geil“, sagte der Steirer.

Ofner nimmt mit Position 215 sein bisher bestes Karriere-Ranking ein, vor einem Jahr war er noch 571. Erst nach der Matura vor zwei Jahren hat der 21-Jährige sich ganz dem Tennis gewidmet, nun erntet er die ersten Erfolge. „In den vergangenen Jahren hat sich sehr viel getan.“ Er wird in der Südstadt von Dominics Vater Wolfgang Thiem und Konditionstrainer Florian Pernhaupt betreut und hält bei bislang fünf Siegen bei ITF-Futures. In Wimbledon schnuppert Ofner in die große Tenniswelt hinein, die Besonderheiten dieses Grand Slams sind auch ihm bekannt – so werde er die traditionellen Erdbeeren verkosten.

Der Blick der britischen Fans richtet sich heute auf den Centre Court: Dort startet Lokalmatador Andy Murray gegen den Kasachen Alexander Bublik die Titelverteidigung. Nachdem er zuletzt zwei Exhibition-Matches wegen Hüftproblemen abgesagt hatte, beruhigte der Weltranglistenerste: „In den vergangenen Tagen habe ich mich schon viel besser gefühlt. Ich bin fit für sieben Matches.“ (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2017)

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