Arbeitslosigkeit bei Älteren und Akademikern steigt

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THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE AMS / ARBEITSLOSENZAHLEN /ARBEITSLOSEAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Im Juni ist die Arbeitslosigkeit zwar um 3,1 Prozent zurückgegangen. Doch bei Älteren gab es einen Anstieg von 3,5 Prozent. Die Zahl der Ausländer, die sich in einer Schulung befinden, kletterte um 22,6 Prozent.

Die Zahl der Arbeitssuchenden ist im Juni im Jahresvergleich um 3,1 Prozent gesunken, gleichzeitig legte die Zahl der offenen Stellen um 38,1 Prozent zu. Trotz guter Konjunktur verfestigt sich allerdings die Langzeitarbeitslosigkeit.

Das sind die wichtigsten Eckpunkte der am Montag veröffentlichten AMS-Statistik:

Immer mehr ältere Arbeitslose

In der Bevölkerungsgruppe 50plus suchten bereits 93.162 Peronen einen Job (plus 3,5 Prozent). "Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben es am Arbeitsmarkt besonders schwer", sagte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Montag bei einer Pressekonferenz in Linz.

Auch immer mehr Menschen mit einem Uni-Abschluss suchten einen Job. Die Arbeitslosigkeit bei Akademikern ist um 0,9 Prozent gestiegen. In Summe waren 23.315 Akademiker arbeitslos gemeldet. Hinzu kamen 5.151 Personen mit Uni-Abschluss, die sich in einer Schulung befinden (plus 26,7 Prozent).

Schulungen bei Migranten und Flüchtlingen

In der AMS-Statistik macht sich auch die starke Zuwanderung bemerkbar. So stieg die Zahl der Ausländer, die eine Schulung absolvieren, im Juni um 22,6 Prozent. Bei Inländern gab es bei den Schulungsteilnehmern ein Minus von drei Prozent. 

Insgesamt waren im Juni österreichweit 374.973 Personen auf Jobsuche, davon waren 71.029 in Schulung (plus 6,3 Prozent). Am stärksten sank die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (minus 15,7 Prozent) und bei Männern (minus 6,5 Prozent). Bei Frauen gab es einen Rückgang von 3,2 Prozent, bei Ausländern von 3,7 Prozent (inklusive Schulungen gab es bei ausländischen Mitbürgern mehr Arbeitssuchende). Die Zahl der langzeitarbeitslosen Personen kletterte um acht Prozent auf 58.915.

Aktion für ältere Langzeitarbeitslose

Die steigende Zahl der älteren Arbeitslosen führt AMS-Chef Johannes Kopf vor allem auf die Überalterung der Bevölkerung zurück. 982.000 Personen ab 50 Jahren hatten zuletzt einen Job, das sind im Jahresvergleich um 49.000 mehr. Allerdings sei es sehr schwer, Ältere am Arbeitsmarkt unterzubringen, die in den Krisenjahren zuvor ihren Job verloren haben und nun schon mehrere Jahre auf Arbeitssuche sind. Hier hofft Kopf auf die heute gestartete "Aktion 20.000" der Bundesregierung, bei der ältere Langzeitarbeitslose gemeinnützige, staatlich geförderte Tätigkeiten erledigen.

Zweiter Rückgang für Wien

Unterm Strich blickt Kopf sehr optimistisch in die nahe Zukunft: Es sei nun schon das zweite Mal, dass die Bundeshauptstadt Wien einen Rückgang bei der Arbeitslosigkeit aufweise - trotz starken Zuzuges sowohl von Flüchtlingen wie auch von EU-Bürgern und innerösterreichischer Wanderungsbewegungen. Ebenfalls positiv sei das Anziehen des Arbeitsmarktes in den konjunktursensiblen Bereichen Bau und Industrie, so Kopf.

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) sieht nach positiven Entwicklungen seit vergangenem Sommer nun endgültig eine "Trendwende am Arbeitsmarkt" gekommen. "Wir brauchen keine Euphorie zu haben, aber es sind viele positive Signale", sagte er in einer Pressekonferenz am Montag in Linz. Stöger erwartet, dass sich die Situation noch weiter verbessern werde. Als Anzeichen dafür führt er an, dass die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern, sowohl bei Männern als auch bei Frauen und bei In- ebenso wie bei Ausländern zurückgegangen sei. Schwierigkeiten existieren noch bei der Generation 50-plus sowie bei Jungen ohne Ausbildung.

WKÖ: Bonus-Malus für Ältere kommt wohl nicht

Die Wirtschaftskammer hofft, dass aufgrund der steigenden Beschäftigtenzahlen das Bonus-Malus-System für die Beschäftigung älterer Mitarbeiter nicht kommt. Im Mai sei bereits die nötige Beschäftigungsquote erreicht worden, und im Juni werde dies wohl auch so sein, so WKÖ-Arbeitsmarktexperte Martin Gleitsmann.

Mit dem Bonus-Malus-System will die SPÖ dafür sorgen, dass Betriebe, die für ihre Branche überdurchschnittlich viele Ältere beschäftigen, einen Steuerbonus erhalten. Umgekehrt soll es für die, die unter Schnitt anstellen, einen Steuermalus geben. Innerhalb der Regierung hat man sich dann auf einen Stichtag mit Ende Juni geeinigt um zu sehen, ob ohnehin die Betriebe ohne Steuerzuckerl Ältere im ausreichenden Maß anstellen.

(höll/apa)

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