Elektroautos: Was Österreich von Norwegen lernen kann

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Norwegen besitzt keine eigene Autoindustrie und doch pilgern Branchengrößen regelmäßig nach Oslo, um sich dort zum Thema Elektromobilität auszutauschen.

"Der Verband der Besitzer von Elektroautos" ist in Österreich völlig unbekannt, aber in Norwegen zählt er zu den wichtigsten Lobbyvereinigungen. Die Vorsitzende des Verbandes empfing im vergangenen Jahr unter anderem Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sowie mehrere Volkswagen-Vorstände, wie sie im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin "Capital" verriet.

Ihren Besuchern gibt Christina Bu immer dieselbe Botschaft mit auf den Weg: "Wenn Sie nicht schnell handeln, werden Sie enden wie Kodak oder Nokia."

Elektroautos gehört die Zukunft

Die Regierung ist fest davon überzeugt, dass den Stromern die Zukunft gehört. Bereits jeder dritte Neuwagen, der im vergangenen Jahr in Norwegen zugelassen wurde, war ein Elektrofahrzeug. Ein wesentlicher Grund für die skandinavische Elektro-Euphorie liegt in den massiven Förderungen, die Käufern von staatlicher Seite gewährt wird. Wer sich in Norwegen für einen Stromer entscheidet, kann sich die Mehrwertsteuer in Höhe von 25 Prozent sparen. Laut "Capital" fällt außerdem die übliche Registrierungssteuer weg, "die sonst mehrere Tausend Euro ausmachen kann".

Und das ist noch lange nicht alles: Elektroautos dürfen in vielen Städten kostenfrei parken, Mautstraßen, Busspuren und Fähren können umsonst benutzt werden und an den öffentlichen Ladestationen dürfen Autofahrer ihre E-Mobile gratis aufladen. Auch die Kraftfahrtsteuer niedriger als für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Aufholbedarf in Österreich

Auch wenn Österreich sich bisher engagiert dem Thema Elektromobilität angenähert hat, besteht im Vergleich zum Vorzeigeland Norwegen immenser Aufholbedarf. Das von der Regierung geschnürte E-Mobilitätspaket umfasst zwar ein finanzielles Gesamtvolumen von 72 Millionen Euro, von denen alleine 48 Millionen Euro für die Absatzförderung von E-Autos reserviert sind, kann mit der norwegischen Flut an Subventionen kaum mithalten.

Im Detail sehen die Förderungen für E-Autos in Österreich wie folgt aus:

  • Reine Elektroautos (Elektroantrieb oder Brennstoffzellenantrieb) werden als Privatfahrzeug mit einer Förderung bis zu 4.000 € bedacht.
  • Plug-in-Hybridautos mit einem zusätzlichen Verbrennungsmotor (Benziner, Gas) werden mit einer Kaufprämie von 1.500 € unterstützt.
  • E-Autos, die von Gebietskörperschaften, Betrieben oder Vereinen erworben werden, erhalten Kaufförderungen bis zu 3.000 €; für Plug-In-Hybride werden 1.500 € zur Verfügung gestellt.

Ob das Förderprogramm Wirkung zeigt, wird sich weisen. Bis jetzt nimmt der der Elektroauto-Verkauf jedenfalls nur langsam Fahrt auf, was auch an den saftigen Preisen der Stromer liegen könnte. Im ersten 1. Quartal 2017 wurden hierzulande 1.226 Elektroautos neu zugelassen, nach 992 im Jahr zuvor, was einem Zuwachs von 23,6 Prozent entspricht.

So viele Stromer fahren in der Alpenrepublik

EU-weit gab exakt 24.592 Neuzulassungen von E-Autos, was einem Anstieg von 49 Prozent entspricht. Die meisten Elektroautos wurden in Frankreich mit 7.402 Stück neu zugelassen, gefolgt von Deutschland (5.060) und Großbritannien mit 4.634 Fahrzeugen.

Zurück zu Norwegen: Die wichtigste Einnahmequelle des Landes ist Öl, wozu also der Hype ums Elektroauto? "Norwegen will Elektroautos dabei helfen, wettbewerbsfähig zu werden", sagt Lobbyistin Bu. "Die Industrie hat immer gesagt, dass die Leute diese Autos nicht wollen. Wir zeigen, dass sie sie wollen, wenn sie es sich leisten können." Und vielleicht schafft es Norwegen ja auch sich eine eigene Industrie aufzubauen, wenn es eine Abkehr vom Öl gibt.

>>> Zum "Capital"-Artikel

(red.)

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