Soziologe Kenan Güngör erstellt selbst Studien für Auftraggeber in der Politik. Ein Gespräch über den richtigen Zeitpunkt, Material zu veröffentlichen, Interpretationen und Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen.
Die Presse: Gegen die Vorstudie von Ednan Aslan werden schwere Vorwürfe erhoben. Wie sehen Sie den Fall?
Kenan Güngör: Die Vorwürfe sind natürlich schwerwiegend. Aber wir müssen hier zwei Punkte auseinanderhalten. Einerseits die gesellschaftspolitische Frage um die islamischen Kindergärten, andererseits die Frage, wie damit umgegangen worden ist und welche Fehler passiert sind.
Wie konnte das Ihrer Meinung nach denn passieren?
Ich glaube, der Kardinalfehler lag beim ersten Kurzbericht. Da hat man ein internes, unelaboriertes Papier veröffentlicht und medial diskutiert. Aber eben ohne fundierte Basis. Alles, was jetzt ist, sind zum Teil Verkettungen und Folgeprobleme davon. Man hätte warten müssen, bis es eine fundierte Grundlage gibt. Als Folge hat man nachher unter Hochdruck versucht, den Bericht explorativ zu erweitern und eine Basis zu schaffen. Man wollte den Fehler korrigieren und hat dabei vermutlich neue gemacht.
Indem man den Bericht einfach umschreibt?