Linksextreme Randalierer verwüsten Hamburg

Katz-und-Maus- Spiel zwischen Demonstranten und Polizei in Hamburg.
Katz-und-Maus- Spiel zwischen Demonstranten und Polizei in Hamburg.(c) APA/AFP/dpa/DANIEL REINHARDT (DANIEL REINHARDT)
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Nach einer Nacht voller Gewalt kam es auch am Freitag zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei und radikalen Demonstranten. Mehrere Aktivisten wurden schwer verletzt. Melania Trump konnte ihr Hotel nicht verlassen.

Hamburg. Nach einer turbulenten, gewaltigen Protestnacht glich Hamburg auch am Freitag einem Schlachtfeld: Dicke Rauchschwaden stiegen vom Stadtteil Altona auf. Während Zehntausende Menschen friedlich gegen die G20-Agenda demonstrierten, zogen linksradikale Aktivisten randalierend durch die Straßen, setzten Autos oder Barrikaden in Brand, zerstörten Geschäftseingänge, warfen Molotowcocktails auf Polizisten, ein Hubschrauber wurde sogar mit einer Leuchtrakete angegriffen, aber nicht getroffen. Mehrere Demonstranten versuchten Zufahrtswege zum Tagungsgelände in den Messehallen zu blockieren, die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Pfefferspray ein.

Wie bereits in der Nacht zuvor kam es auch tagsüber zu Zusammenstößen. Bei Protestaktionen im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld wurden elf Demonstranten schwer verletzt. Sie seien in Folge einer Konfrontation mit Einsatzkräften über eine mit einem Absperrgitter versehene Mauer geklettert und dabei abgestürzt, teilte die Feuerwehr mit. Das Absperrgitter sei unter der Last der Menschen gebrochen.

Auch rund 200 Beamte wurde laut offiziellen Angaben bis zum Freitagnachmittag verletzt, Dutzende Demonstranten festgenommen. „Brutale Gewalt hat auf unseren Straßen nichts verloren. Sie hat keine Rechtfertigung und kann nicht mit Verständnis rechnen“, kritisierte der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegenüber der „Bild-Zeitung“.

Neue Eskalation befürchtet

Der Polizei war es nur mit großer Kraftanstrengung gelungen, die Proteste aus der Sicherheitszone rund um das Gipfelgelände fern zu halten. Doch den Demonstranten gelang es, das Programm der Partner der Staats- und Regierungschefs kräftig durcheinanderzubringen. US-Präsidentengattin Melania Trump durfte aus Sicherheitsgründen ihre Unterkunft in der Hansestadt am Freitag nicht verlassen. „Die Polizei hat uns keine Sicherheitsfreigabe gegeben“, sagte Trumps Sprecherin. Die Trumps übernachten im Gästehaus des Hamburger Senats. „Sie konnte daher nicht an dem Partnerprogramm teilnehmen, auf das sie sich gefreut hatte“, fügte die Sprecherin der First Lady hinzu.

Eine Hafenrundfahrt der Partner um den Ehemann von Deutschlands Bundeskanzlerin, Angela Merkel, Joachim Sauer, musste daher ohne Trump stattfinden. Aber auch für den Rest der Gruppe gab es Änderungen: Ein Besuch im Klimarechenzentrum fiel aus.

Für den Abend wurde eine weitere Eskalation der Demonstrationen erwartet, die Hamburger Polizei forderte weitere Verstärkung aus anderen Bundesländern an: 19.000 Beamte reichten nicht aus. Besonders heikel dürfte die Fahrt der Chefs der G20-Länder zu einem Konzert in die Elbphilharmonie werden. In der Nähe der Konzerthalle fanden schon am Nachmittag Krawalle und Proteste statt. (ag., red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2017)

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