Das schwarze Schaf der Grünen findet seine Herde

Efgani Dönmez und Sebastian Kurz.
Efgani Dönmez und Sebastian Kurz. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Efgani Dönmez – in der Türkei geboren, im Salzkammergut aufgewachsen, ehemaliger grüner Bundesrat – tritt auf Platz fünf der ÖVP-Liste an.

Wien. Für Sebastian Kurz, den Integrationsminister, ist er ein perfektes Vorbild für Migranten: Efgani Dönmez – in der Türkei geboren, im Salzkammergut aufgewachsen – arbeitete von Anfang an hart an seiner Karriere: zuerst eine Lehre als Installateur, dann das Studium der Sozialarbeit. Später zog er für die Grünen in den Bundesrat ein. „Das sage ich Jugendlichen mit Migrationshintergrund immer“, meint er: „Wenn man die Bereitschaft mitbringt, kann man etwas erreichen.“

Für Sebastian Kurz, den ÖVP-Chef, ist er ein perfekter Kandidat für seine Liste: Dönmez machte zwar bei den Grünen politische Karriere, fiel aber immer wieder als Querdenken auf. Und zwar bei den Themen Türkei, Sicherheit und Migration. Wenn sich der Oberösterreicher mit türkischen Wurzeln hier äußert, spricht er aus Erfahrung. Ein Migrant, der sich kritisch mit der eigenen Community befasst: Das kommt Kurz gelegen.

Der 40-Jährige machte also am Freitag offiziell, was schon lange kolportiert wurde: Dönmez tritt bei der Nationalratswahl auf Platz fünf der ÖVP-Liste an. Dass er nicht mehr für die Grünen antreten werde, war ohnehin auf beiden Seiten klar. Dönmez selbst war enttäuscht von der Art und Weise, wie seine Partei mit ihm umgegangen ist. Und für die Grünen selbst war er ein zu hoher Unsicherheitsfaktor: Dönmez sorgte in der Vergangenheit für Aufregung. „Brüste zu haben“, sagte Dönmez zu der Grünen Listenreihung, „reicht als Qualifikation nicht aus.“ 2013 schlug er für Erdoğan-Anhänger ein „One-Way-Ticket“ vor (nahm es später aber zurück), 2014 trat er für die Streichung von Sozialleistungen für Burkaträgerinnen ein. Einen Verbündeten im Kampf gegen Islamismus hatte er in Peter Pilz.

Als Dönmez den Identitären angeboten hatte, ihnen ein Flüchtlingsheim zu zeigen, kam es zur endgültigen Trennung mit den Grünen. Die Unberechenbarkeit soll übrigens ein Grund gewesen sein, warum es kein Angebot für einen potenziellen Platz auf der Liste Peter Pilz gab. (ib)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2017)

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