"IS-Mord": Ermittlungen laufen - Polizei schweigt vorerst

Norbert Hofers Facebook-Kommentar, wonach die Polizei aus Sicherheitsgründen von Trauerfeierlichkeiten abriet, bestreitet Polizei-Sprecher Furtner.

Die Ermittlungen nach dem Doppelmord an einem betagten Linzer Ehepaar und dem von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) publik gemachten IS-Hintergrund des mutmaßlichen Täters, laufen. Die Polizei schweigt aber vorerst. "Nähere Informationen zum aktuellen Stand der Ermittlungen wird es voraussichtlich am Montag geben", sagte Polizei-Sprecher David Furtner Samstagmittag auf APA-Anfrage.

Einer Aussage des Dritten Nationalratpräsidenten Norbert Hofer (FPÖ), wonach die Polizei den Angehörigen von einem Trauergottesdienst Samstagmittag aus Sicherheitsgründen abgeraten hätte, widersprach Furtner. "Wir haben weder aus Sicherheitsgründen noch aus anderen Gründern zur Absage oder Durchführung geraten. Das ist die alleinige Angelegenheit und Entscheidung der Familie." Hofer schrieb am Freitagabend in einem Facebook-Posting: "Ich bin mehr als besorgt, weil die Polizei den Angehörigen aus Sicherheitsgründen dringend geraten hat, den Gottesdienst abzusagen."

Familie bittet um Abstand der Öffentlichkeit

Die Polizei stehe laut Furtner in sehr engem Kontakt mit der Familie und den Angehörigen, Hofer habe seines Wissens nach keinen Kontakt zur Familie. Die Familie des ermordeten Linzer Ehepaares bitte die Öffentlichkeit auch um Abstand, um die Trauerarbeit bewältigen zu können.

Der oberösterreichische Landespolizeidirektor Andreas Pilsl soll Montagnachmittag in der Sitzung der Landesregierung Bericht zum aktuellen Ermittlungsstand erstatten. Das kündigte das Büro von LH Thomas Stelzer (ÖVP) im Vorfeld an.

Der Doppelmörder soll eine "narzisstische Persönlichkeitsstörung" haben, berichtet die Kronen Zeitung in ihrer Samstagsausgabe und zitiert dazu den Psychologen und Gerichtsgutachter Barnabas Strutz. "Aus meiner Sichter handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen typischen Narzissten. Er hätte sich sicher nicht, wie er behauptet hat, das Leben genommen. Denn solche Menschen sind nicht nur feige, sondern auch sehr wehleidig", so Strutz. Das Paar habe der Täter ausgewählt, weil es sich am wenigsten wehren konnte.

Laut "Kurier"-Bericht (Samstagsausgabe) soll der Linzer Doppelmörder IS-Chef al-Baghdadi und diverse IS-Gräuel in den sozialen Medien gelobt haben. Auf elektronischen Geräten des Verdächtigen sind Hinweise gefunden worden, dass dieser die Ideologie der Terrormeliz IS geschätzt haben soll.

(APA)

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