Ausländische Ärzte untersuchen Chinas Dissidenten Liu

APA/AFP/ANTHONY WALLACE
  • Drucken

Die Klinik in Shenyang lehnte die Verlegung Liu Xiaobos ins Ausland ab, es sei zu "gefährlich". Der Aktivist war wegen Krebs aus dem Gefängnis entlassen worden.

Erstmals haben Ärzte aus Deutschland und den USA den krebskranken chinesischen Dissidenten LiuXiaobo im Krankenhaus untersucht. Die beiden westlichen Spezialisten hätten die Diagnose Leberkrebs im fortgeschrittenen Stadium bestätigt, erklärte die Universitätsklinik in Shenyang im Nordosten Chinas am Samstag. Das Angebot der Ärzte für eine Behandlung Lius im Ausland lehnte das Krankenhaus ab.

Eine Verlegung des Dissidenten ins Ausland sei zu "gefährlich", erklärte die chinesische Klinik. Von deutscher Seite war an der Untersuchung der Chirurg und Leberspezialist Markus Büchler von der Universität Heidelberg beteiligt. Als Krebsspezialist stand ihm der US-Onkologe Joseph Herman vom MD Anderson Cancer Center der Universität Texas zur Seite.

Der deutsche und der US-Arzt erhielten nach chinesischer Darstellung detailliert Einsicht in die Krankengeschichte des 61-jährigen Dissidenten sowie in seine Diagnose und Behandlung. Anschließend hätten die beiden Spezialisten Liu persönlich untersucht.

Gesundheitszustand verschlechtert

Büchler und Herman schlugen demnach vor, den Zustand von Lius Leber mittels Magnetresonanz-Tomographie (MRT) zu untersuchen, um weitere Behandlungsschritte festlegen zu können. Für möglich hielten die beiden Ärzte eine Strahlentherapie oder auch eine Immunbehandlung, hieß es. Letzteres sei aber nur möglich, wenn sich die Leber etwas erhole.

Liu war kürzlich wegen seines Gesundheitszustands aus dem Gefängnis entlassen und in das Universitätskrankenhaus in Shenyang verlegt worden. Menschenrechtsaktivisten und westliche Länder wie die USA forderten die chinesische Regierung daraufhin auf, dem Dissidenten eine Behandlung im Ausland zu ermöglichen.

Nach Angaben der Klinik in Shenyang hat sich Lius Gesundheitszustand in den vergangenen Tagen noch einmal verschlechtert. Er leidet demnach auch unter einem Blutgerinnsel im Bein. Laut der Menschenrechtsaktivistin Hu Jia zeigte er zudem neue Symptome wie Erbrechen und Nierenschwäche.

Zu elf Jahren Haft verurteilt

Liu war 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist hatte ein Manifest mitverfasst, das demokratische Reformen in China forderte. Ein Jahr später wurde er in Abwesenheit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seine Ehefrau Liu Xia steht seit 2010 unter Hausarrest.

In einem offenen Brief an die Regierung in Peking forderten Freunde Lius ein Besuchsrecht. In dem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben äußerten sie sich "bestürzt" über den schlechten Gesundheitszustand des Dissidenten. Der Text ist von 44 Intellektuellen, Schriftstellern und Aktivisten unterzeichnet.

Wegen seiner Erkrankung wurde Liu "Bewährung aus medizinischen Gründen" gewährt, so dass er aus dem Gefängnis ins Krankenhaus verlegt werden konnte. Er steht aber weiter unter strenger polizeilicher Überwachung. Sein Wunsch, im Ausland behandelt zu werden, wurde von den Behörden abgelehnt. Am Samstag sollte er Besuch von seinen zwei Brüdern erhalten, wie ein Freund der Familie der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte.

(APA/AFP/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Liu Xiaobo: Witwe meldet sich erstmals nach Begräbnis zu Wort

Liu Xia wurde seit der Seebestattung des Friedensnobelpreisträgers Mitte Juli nicht mehr gesehen.
Außenpolitik

Anwalt: China hat Liu Xiaobos Witwe "verschwinden lassen"

Die Frau des Friedensnobelpreisträgers ist seit der Trauerfeier ihres Ehemanns verschwunden. Ihr Verteidiger legt bei der UNO Beschwerde ein.
Liu Xia
Außenpolitik

Lius Witwe ist verschwunden

Nach dem Tod des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo wächst die Sorge um seine Frau. Peking weist internationale Kritik brüsk zurück.
Aktivisten erinnern an den verstorbenen Liu Xiaobo
Außenpolitik

Liu Xiaobo: Peking unter Beschuss

Führende Politiker appellieren an China, die Witwe des verstorbenen Friedensnobelpreisträgers ausreisen zu lassen.
Flowers are laid beside a photo of the late Nobel Laureate Liu Xiaobo in Hong Kong
Außenpolitik

Liu Xiaobo: Chinas große kritische Stimme ist verstummt

Der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist im Alter von 61 Jahren an Leberkrebs verstorben. Der Regimekritiker verbrachte 18 Jahre seines Lebens im Gefängnis.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.