Ein Park auf einem Parkplatz

Vier Mitglieder des Team Wien am Parkplatz beim Naschmarkt: Daniela Mehlich, Mark Neuner, Anna Paul und Gregorio S. Lubroth (v. l.).
Vier Mitglieder des Team Wien am Parkplatz beim Naschmarkt: Daniela Mehlich, Mark Neuner, Anna Paul und Gregorio S. Lubroth (v. l.).(c) Clemens Fabry
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Eine Gruppe von Gestaltern errichtet auf dem Parkplatz am Naschmarkt einen temporären Park aus Holz - die Besucher sollen mitgestalten.

Besonders voll ist er ja nicht. Nur einige wenige Autos stehen auf dem Parkplatz beim hinteren Ausgang der U4-Station Kettenbrückengasse. Und als markanter Blickfang eine Müllpresse. Es ist einer jener Räume, die inmitten der dicht bebauten Stadt ein bisschen Luft verschaffen. Eine städtische Ressource, wie es Mark Neuner nennt. Der Architekt ist einer von mehreren Gestaltern, die genau diese Ressource nützen wollen. Nicht kommerziell, sondern als gemeinschaftlichen Ort, an dem neue Formen der Stadtentwicklung ausprobiert werden können. „Wir wollen den Parkplatz nicht infrage stellen“, sagt Neuner. „Aber zeigen, wofür man diese Fläche sonst noch nutzen könnte.“

Team Wien nennt sich der Zusammenschluss von jungen Architekten und Kreativen, die diesen Parkplatz beim Naschmarkt für einige Zeit in einen Park verwandeln wollen. Wobei der Begriff ein wenig in die Irre führt – denn die Idee ist nicht eine ausgedehnte Grünlandschaft, sondern eine Installation aus Holz. Module, vier mal vier mal vier Meter groß, die für unterschiedliche Zwecke genützt werden können. Es soll eine modulare Struktur sein, die wachsen kann.

Interessierte Passanten

Das erste Modul, das am 1. August aufgestellt wird, wird ein Infopoint sein. Hier können Besucher ihre Ideen auf Plänen eintragen, mit einer Webcam wird alles dokumentiert. Dass Anrainer und Passanten sich dafür interessieren, habe man schon bei den ersten Vorarbeiten gesehen – da seien viele vorbeigekommen, hätten interessiert nachgefragt und auch schon einige Ideen beigesteuert.

Insgesamt können sieben Module gebaut werden. Eines wird ein Werkstattmodul sein, in dem Workshops abgehalten werden. Diese gehören mit zum Rahmenprogramm und reichen von Einblicken ins Stoffbedrucken bis zum Bauen von Holzmöbeln. An den Wochenenden soll es auch Musik geben, weiters ist eine Kooperation mit Kino am Naschmarkt geplant. Insgesamt soll der Park von 1. bis 24. September geöffnet sein – mit fixen Öffnungszeiten, zu denen immer jemand vom Team anwesend ist, um mit den Besuchern zu arbeiten.

„Wir wollen zeigen, was es an brachliegenden Flächen gibt und was man damit machen kann“, sagt Anna Paul. Die Architektin und Künstlerin will mit dem Team an kreative Projekte anknüpfen, die es in Wien schon gegeben hat – von der Zwischennutzung der Alten Post in der Dominikanerbastei bis zur Bespielung des Nordbahnhofgeländes. Wobei das Team Wien nicht als abgeschlossener Kreis verstanden werden darf, sondern laufend wächst und schrumpft. Je nachdem, wer gerade Zeit und Lust für ein Projekt hat.

Bei „Park macht Platz“ am Naschmarkt sind insgesamt zwölf Gestalter beteiligt. Neben Neuner und Paul sind zu einer Besichtigung der Fläche auch Daniela Mehlich, die Architektur studiert, und Gregorio S. Lubroth, Architekt und Gastronom, der in Wien drei Bars betreibt, gekommen. Was sie alle eint, ist die Idee, an einem offenen Projekt mitzuarbeiten, das noch nicht zu Ende geplant ist. Sondern das ganz organisch und unter Einbeziehung möglichst vieler Interessierter wächst.

Wobei die Gruppe Wert darauf legt, dass es sich nicht um eine Guerillaaktion handelt – sondern um einen urbanen Prototyp, bei dem auch die Stadt eingebunden ist. Und bei dem die Verantwortlichen im Rathaus auch Feedback bekommen sollen, wie man Räume sinnvoll teilen kann. Natürlich soll das alles keinem kommerziellen Zweck dienen.

Finanzierung per Crowdfunding

Die Finanzierung läuft über Crowdfunding, das bis Montag, 10. Juli, um 10 Uhr Vormittag angesetzt ist – mit Spenden ab zehn Euro. Je höher die finanzielle Unterstützung, desto größer die Belohnung, von Cocktailgutscheinen über ein gemeinsames Abendessen mit dem Team bis zu Hotelgutscheinen. Bis Sonntagnachmittag wurden schon mehr als 16.000 Euro gesammelt – das Limit von 15.000 Euro wurde also schon erreicht.

Es kann also dabei zugesehen und mitgestaltet werden, wie aus einem Parkplatz für einige Zeit ein Park wird. Am Ende werden wohl ein paar Ideen übrigbleiben, wie derartige Räume noch genutzt werden können. Und Erinnerungen an einen Sommer, in dem auf dem Parkplatz beim Naschmarkt mehr zu sehen war als ein- und ausparkende Autos.

AUF EINEN BLICK

Park am Platz. Vom 1. bis 24. September ist am Parkplatz beim Naschmarkt – der Teil hinter der Müllpresse – ein Park, bestehend aus Holzmodulen, geplant. Was in und um die Module geschehen wird, können Besucher selbst mitbestimmen. Ab 1. August gibt es einen Infopoint, an dem Ideen gesammelt werden – Anregungen sind auch per E-Mail unter hello@park-wien.at möglich. Die Aktion finanziert sich über Crowdfunding und ist auch Teil der Vienna Biennale, die noch bis 1. Oktober 2017 läuft.

Web:www.parkmachtplatz.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2017)

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